Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm112, Nr. 13, 1.7.2022, (1310) „Eine neue Heimat“ [sr, 2020, 36] fanden größere Stücke wie Praxiseinrichtungen, aber auch Kunstwerke, jüngst – nachdem sie rund 20 Jahre in zwei Containern zwischengelagert worden waren – im Dentalhistorischen Museum in Zschadrass (Abbildungen 2 und 3). Die dortigen Verantwortlichen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die einzigartigen historischen Quellen zu sichern und nutzbar zu machen. Eine Mission, die nicht nur zeitaufwendig, sondern auch kostenintensiv ist und sich allein durch die Spendenaktion „Dentales Erbe“ tragen soll [sr, 2020]. Die spannende Frage wird bleiben, wie viel finanzielle Unterstützung der Zahnärzteschaft ihr (kultur-)historisches Gedächtnis wert sein wird. DIE NEUPRÄSENTATION DER ZAHNMEDIZINGESCHICHTE Während das Ringen um die Rettung des kulturhistorischen Erbes der Zahnärzteschaft in Zschadrass noch im vollen Gange ist, demonstrieren das Tübinger Masterprofil „Museum + Sammlungen“ und das daraus hervorgegangene Projekt „Dental|Things“ (2019) eindrucksvoll, wie und in welcher Form (Zahn-)Medizingeschichte unter einem kulturhistorischen und museologischen Zuschnitt neu gedacht und zugänglich gemacht werden kann (Abbildung 4). Es geht um nicht weniger als um die „Rettung, Aufarbeitung und Neupräsentation“ [Dürr, 2022] der umfassenden Sammlungsbestände des Zentrums für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums Tübingen. Aktuell informiert ein E-Museum Interessenten über die geplante Umstrukturierung der Sammlung sowie einige dort befindliche dental-historische Objekte aus Forschung, Lehre, Praxis und Alltag. Sogar ein eigener TikTok-Kanal wird unterhalten [Museum der Universität Tübingen, 2022; Dürr, 2022]. Alles in allem erscheint dies als eine ausgewogene Mischung, von (medialer) Aufbereitung und praktischer Vermittlung dental-historischen Kulturguts, die eindrucksvoll belegt, wie diese zukunftswirksam dargestellt werden kann. ZÄHNE IN BILDENDER KUNST, LITERATUR UND FILM Auf zahlreichen Malereien ab dem 17. Jahrhundert finden sich Darstellungen des Zahnreißens [Dunea, 2018]. Auch in der Kunst- und Kultgeschichte sind Darstellungen des Oralen rezipiert worden [Böhme/ Slominski, 2013]. Diese künstlerischen Darstellungen spiegelten die Erfahrungen und Erwartungen der Patienten in der Vergangenheit wieder und tun dies zum Teil bis heute. Historisch wurden Zahnschmerzen oder das Ziehen von Zähnen einer Folter gleichgesetzt. Bis heute gilt die heilige Apollonia als Schutzpatronin der Zahnkranken und Zahnärzte. Der Legende nach sollen ihr im Rahmen des Martyriums die Zähne ausgeschlagen oder gezogen worden sein [Anonymous, 2013, 70; Bilk, 1967]. Auch in der Populärkultur werden Zahnschmerz, Zahnbehandlung und die Angst vorm Zahnarztbesuch immer wieder thematisiert. So dichtete Wilhelm Busch (1832–1908): Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen; doch hat‘s die gute Eigenschaft, dass sich dabei die Lebenskraft, die man nach außen oft verschwendet, auf einen Punkt nach innen wendet und hier energisch konzentriert. Kaum wird der erste Stich verspürt, kaum fühlt man das bekannte Bohren, das Rucken, Zucken und Rumoren, und aus ist‘s mit der Weltgeschichte, vergessen sind die Kursberichte, die Steuern und das Einmaleins, kurz, jede Form gewohnten Seins, die sonst real erscheint und wichtig, wird plötzlich wesenlos und nichtig. Ja, selbst die alte Liebe rostet, man weiß nicht, was die Butter kostet, denn einzig in der engen Höhle des Backenzahnes weilt die Seele, und unter Toben und Gesaus reift der Entschluss: Er muss heraus! (Wilhelm Busch, zitiert nach [AK Jugendzahnpflege Weimar, 2018]) SPENDEN SIE FÜR DEN ERHALT DES DENTALEN ERBES! Dank der Unterstützung und der Hilfsbereitschaft der deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzte konnte die Sammlung Proskauer/Witt nach Zschadrass ins Dentalhistorische Museum ziehen. Doch damit ist es nicht getan: Die Stücke der Sammlung müssen inventarisiert, aufgearbeitet und schließlich öffentlich zugänglich gemacht werden. Fernziel bleibt, einen Teil der Ausstellung in einer deutschen Metropole zu zeigen, um die zahnmedizinische Geschichte einem breiteren Publikum anschaulich zu machen. Darum rufen die Bundeszahnärztekammer und der Initiator der bundesweiten Spendenaktion „Dentales Erbe“, Dr. Thomas Breyer, Präsident der Landeszahnärztekammer Sachsen, die Kollengeschaft auf: Spenden Sie für den Erhalt des Dentalen Erbes! Sie können direkt auf folgendes Spendenkonto überweisen: Dentalhistorisches Museum Sparkasse Muldental Sonderkonto Dentales Erbe DE06 8605 0200 1041 0472 46 Bei Angabe von Namen und E-Mail-Adresse wird eine Quittung übersandt. Mehr unter: https://www.bzaek.de/ueber-uns/gesellschaftliche-verantwortung/ dentales-erbe.html und https://www.zm-online.de/dentales-erbe/ 68 | GESELLSCHAFT

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