Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1368) In Hamburg, Hessen, Saarland und Westfalen-Lippe sind die Gehälter zum 1. Juli 2022 um 5,5 Prozent gestiegen und jeder zahnärztliche Arbeitgeber könnte eine Bindung an diesen Tarifvertrag mit einem Einstiegsgehalt von 2.221 Euro (und entsprechenden Steigerungen nach Berufsjahren und Fortbildungen) über den schriftlichen Arbeitsvertrag herstellen. Dies wäre die effektivste Personalbindungsmaßnahme, die von den ZFA als echte Wertschätzung ihrer Leistungen empfunden wird und die Zufriedenheitswerte der ZFA und der in den Berufen Fortgebildeten in allen Regionen Deutschland stark erhöhen würde. Auch die Zahlung von freiwilligen steuerfreien Corona-Boni bis zu 4.500 Euro bis zum 31. Dezember 2022 könnte ein wichtiges Signal sein und die eine oder andere ZFA von der Abwanderung in andere Bereiche abhalten. \ INTERVIEW MIT ZA STEFAN SCHMIDT „Es fängt damit an, dass es nicht ‚die Mädels‘ sind!“ Stefan Schmidt aus Braunschweig wurde gerade vom PKV-Institut mit dem 1. Platz für das „beste Praxisteam ZFA“ und damit für sein Engagement als Ausbilder ausgezeichnet. Der Erfolg ist ihm nicht zugeflogen: Über die Jahre hat er sich ein Standing aufgebaut – als ein fairer Chef, der versucht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Was macht Ihren Führungsstil aus? Stefan Schmidt: Ich versuche als Chef immer einen guten Umgang vorzuleben. Ich bin also pünktlich, zuverlässig, immer ansprechbar und lasse niemanden hängen. Damit bin ich authentisch, denn ich tue selbst das, was ich von meinen Mitarbeitern erwarte. Ich kann es nur immer wieder betonen: Es ist nicht das Geld, es ist die Wertschätzung für die Mitarbeiter! Und das fängt damit an, dass es nicht „die Mädels“ sind, sondern meine Mitarbeiterinnen! Für den Austausch und die Organisation kommen wir einmal in der Woche zum Team-Meeting zusammen. Ich weiß, es ist oft kaum Zeit übrig im Praxisalltag, und Personalführung war kein Bestandteil unserer Ausbildung zum Zahnarzt. Aber die Gespräche sind so wichtig. Vor allem dabei auch mal zu fragen, was die Mitarbeiter persönlich bewegt, und wenn es geht, auch mal im Privaten zu unterstützen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich das auszahlt: Ist eine Person stabil, kann sie auch eine gute Mitarbeiterin im Team sein. Warum sollte ich also da nicht auch ansetzen? Darüber hinaus lernen wir hier einen achtsamen Führungsstil. Was heißt das? Hinter Achtsamkeit steckt ja weit mehr als Meditation. Es geht darum, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und die Kommunikation und damit die Führung zu verbessern. Wenn das gelingt, wird auch das Team stabiler. Engagement und Arbeitsmoral können sich verbessern, da sich meine Angestellten von mir als Führungskraft besser unterstützt fühlen. Zugegeben, eine tolle Unterstützung ist dabei meine Frau. Sie ist Coach und bildet in Unternehmen Führungskompetenzen und Kommunikationstechniken aus. Natürlich profitieren wir von ihrem Input. Dabei ist es ihr wichtig, nicht die „Frau vom Chef“ zu sein, deshalb packt sie auch überall sonst mit an, schwingt selbst den Staubsauger und zeigt so, dass wir uns nicht zu fein sind für solche Aufgaben. Klar, nicht jeder hat so eine Unterstützung im Umfeld, dennoch STEFAN SCHMIDT ... gründete seine Braunschweiger Praxis 1999 mit drei Behandlungsstühlen auf 135 Quadratmetern. Er hat zehn Mitarbeitende und einen Nachwuchszahnarzt. Seit zwei Jahren ist die Praxis digitalisiert. Foto: Praxis Schmidt 22 | POLITIK

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=