Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1372) Mit dieser Frage beschäftigten sich Kim und Koautor Han aus Südkorea im Rahmen einer groß angelegten Beobachtungsstudie. In der Vergangenheit wurde im Rahmen anderer Arbeiten bereits berichtet, dass Adipositas, Hypertension, Diabetes, Bewegungsmangel, Rauchen, ein niedriges Bildungsniveau und Depressionen Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer Demenz darstellen [Norton et al., 2014]. Mehrere aktuelle Analysen wiesen auch darauf hin, dass das Vorliegen oraler Erkrankungen einen weiteren diesbezüglichen Risikofaktor darstellen kann. Insbesondere eine reduzierte Kaufähigkeit wurde hier als Hauptrisikofaktor gewertet [Tada & Miura, 2017]. Dementsprechend zielte die vorliegende Studie darauf ab, die Auswirkungen einer reduzierten Kaufähigkeit auf die Inzidenz kognitiver Beeinträchtigungen unter Verwendung nationaler Daten zu koreanischen Erwachsenen mittleren Alters (ab 45 Jahren) bei einer Nachbeobachtungszeit von elf Jahren zu untersuchen. MATERIAL UND METHODE Die Studie verwendete Langzeit-Follow-up-Daten aus der Korean Longitudinal Study of Aging (KLoSA). Aus 10.254 rekrutierten Probanden wurden 7.568 mit einer normalen Kaufähigkeit ausgewählt und in Zweijahresabständen nachuntersucht. Bei jeder Nachuntersuchung wurde jeweils sowohl die Kaufähigkeit via Fragebogen dokumentiert als auch ein Screening-Test für die Erfassung kognitiver Defizite (Mini-MentalStatus-Test) durchgeführt. Als Kovariablen für die statistische Analyse wurden sozioökonomische Faktoren wie das Geschlecht, das Alter und das Bildungsniveau genauso wie Gesundheitsfaktoren (Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Depression) und Faktoren des Gesundheitsverhaltens (Aktivität, Zigarettenrauchen) inkludiert. Im Ergebnis wurden 7.568, 6.301, 5.712, 5.505, 5.246 und 5.020 Personen in den Jahren 2006, 2008, 2010, 2012, 2014 und 2016 nachuntersucht. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer zum ersten Untersuchungszeitpunkt betrug 58,6 Jahre und stieg entsprechend mit jeder weiteren Untersuchung an. Die Anzahl der Personen mit kognitiver Beeinträchtigung stellte sich im Untersuchungszeitraum so dar: 2006: 0 (0 Prozent), 2008: 806 (12,8 Prozent), 2010: 1.322 (23,1 Prozent), 2012: 993 (18,0 Prozent), 2014: 973 (18,3 Prozent) und 2016: 986 (19,6 AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz AUS DER WISSENSCHAFT Beeinflusst eine reduzierte Kaufähigkeit die kognitiven Funktionen? Peer W. Kämmerer Im Parodontalligament natürlicher Zähne befinden sich Mechanorezeptoren, die über den Nervus Trigeminus eine Fülle von Informationen ins Hirn transportieren. Durch Rückkopplungen zwischen Hirn und diesen Propriozeptoren wird so die neuromotorische Kontrolle der Kaubewegung ermöglicht. Mit dem Verlust von Zähnen versiegt auch der Informationsstrom aus den Propriozeptoren, was zu reduzierten Stimulationen in den betroffenen Hirnarealen führt. Auf diese Weise könnte eine reduzierte Kaufähigkeit auch die kognitiven Funktionen beeinflussen. UNIV.-PROF. DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat 26 | ZAHNMEDIZIN

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