zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1380) selektive Odontoplastik erwogen werden, um eine harmonisch-balancierte Okklusion zu schaffen [Park et al., 2010]. KONZEPT LÜCKENÖFFNUNG Bei der Lückenöffnung oder dem „Offenhalten“ der Lücke erfolgt nach Wachstumsabschluss eine prothetische Weiterversorgung der Lücke, was dank der Weiterentwicklung implantologischer Lösungen heute durchaus zu ästhetisch ansprechenden Ergebnissen führen kann, auch im Frontzahnbereich. Bei der Wahl der Lückenöffnung muss berücksichtigt werden, dass beim noch wachsenden, jugendlichen Patienten eine Implantation erst nach Wachstumsabschluss zwischen dem 18. und dem 21. Lebensjahr erfolgen darf, um eine vertikale Wachstumshemmung des Alveolarfortsatzes und damit eine Infraposition des Implantats nicht zu provozieren [Thilander, 1992]. Um das Knochenlager möglichst gut zu erhalten, ist der Milchzahn möglichst lange zu belassen, außer bei einer bestätigten Ankylose. Andernfalls muss mit einem transversalen und vertikalen Knochenverlust über die Jahre bis zur endgültigen Implantation gerechnet werden. In diesem Fall kann möglicherweise ein therapeutischer Mehraufwand durch notwendige Augmentationsmaßnahmen resultieren [Uribe et al., 2013]. Der Kieferorthopäde muss in enger Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt die Lücke zur Implantatinsertion planen und in mesio-distaler Breite vorbereiten. Insbesondere muss eine entsprechende interradikuläre Distanz zwischen dem geplanten Implantat und der Nachbarzahnwurzel geschaffen werden, um einen marginalen Knochenabbau zu vermeiden [Thilander et al., 2001]. ALTERNATIVE In Ausnahmefällen kann auch eine sogenannte Lückenverteilung in Betracht gezogen werden. Damit würde die später zu versorgende Lücke aus dem ästhetisch sichtbaren Bereich nach distal verlegt werden, so dass beispielsweise nur ein bis zwei Zähne nach mesial bewegt werden und die Lücke mehr im Seitenzahnbereich zur prothetisch-implantologischen Versorgung liegt. In Fällen, in denen eine skelettale Verankerung nicht möglich oder erwünscht ist, kann versucht werden, mit alternativen Verankerungskonzepten zu arbeiten, die aber in der Regel sehr mitarbeitsabhängig sind (extraorale Geräte: Delaire-Maske) oder keinen vorhersagbaren, stationären Verankerungswert (intraorale Geräte: TPA, Nance) in der Sagittalebene bieten. Generell nimmt der unilaterale Lückenschluss bei der Planung und Durchführung eine Sonderstellung ein aufgrund möglicher Nebenwirkungen wie der alveolären Mittellinienverschiebung. FAZIT Unabhängig vom gewählten Behandlungskonzept muss im Vorfeld eine patientenindividuelle Abwägung erfolgen. Ein gemeinsames Behandlungskonzept und die Absprache der verschiedenen Fachdisziplinen sind in allen Behandlungsphasen von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg. \ Abb. 6: Extraorales Lächeln (a: Anfangsbefund, b: Endbefund) a b UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. CHRISTINA ERBE Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55116 Mainz Foto: Universitätsmedizin Mainz 34 | ZAHNMEDIZIN
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