Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1388) Muskuloskelettale Beschwerden stellen nicht nur eine psychische Belastung dar, sondern können auch zu Fehlzeiten, finanziellen Ausfällen oder sogar Berufsunfähigkeit führen. In einer italienischen Querschnittsbeobachtungsstudie gaben rund 84,6 Prozent von 284 befragten Zahnärztinnen und Zahnärzten an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten arbeitsbedingte Schmerzen des Bewegungs- und Halteapparats hatten. Dabei hatten Frauen eine höhere Prävalenz (87 Prozent) als Männer (80 Prozent). Das Auftreten von Schmerzen korrelierte mit der täglichen Arbeitsdauer: Je mehr Stunden gearbeitet wurden, desto höher war die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Beschwerden. Die Grenze liegt den Autoren zufolge bei fünf Stunden pro Tag und mehr als 30 Wochenstunden. Wer diese Marke überschreitet, erhöht das Risiko für arbeitsbedingte Schmerzen des Bewegungs- und Halteapparats. Mehrere Pausen täglich hatten positive, das Durcharbeiten dagegen negative Effekte. EIN VORGENEIGTER KOPF IST PROBLEMATISCH In der Studie traten die Beschwerden mit 59,9 Prozent am häufigsten im Nackenbereich auf, gefolgt von der Lendenwirbelsäule (52,1 Prozent), den Schultern (43,3 Prozent), dem mittleren Bereich der Wirbelsäule (37,7 Prozent). Ein Drittel der Probanden erwähnte Schmerzen in den Handgelenken. Den Grund für die Beschwerden sehen die Forschenden in der asymmetrischen Arbeits- sowie der immerzu nach vorn geneigten Kopfhaltung, wodurch insbesondere die Nackenmuskulatur überlastet wird. Im Lendenbereich hängen die Beschwerden „vor allem mit dem Verlust der Lendenlordose durch falsche Sitzhaltung, mangelnde Hüftneigung beim Sitzen und Vorwärtsbeugen bei der Arbeit sowie mit der relativen Schwäche der Stabilisierungsmuskeln der Lendenwirbelsäule durch langes und falsches Sitzen zusammen”, bilanzieren die Autoren. [Gandolfi et al., 2021]. YOGA ODER STRETCHING IN DER PAUSE HELFEN Bemerkenswert sei, dass Berufsanfänger nach zwei bis fünf Jahren Tätigkeit am häufigsten berufsbedingte Schmerzen angaben. Im ersten Jahr nach Berufsbeginn sowie in späteren Berufsjahren (30 Jahre berufliche Praxis) waren die Beschwerden vergleichsweise geringer. Die AutorInnen vermuten, dass im ersten Berufsjahr häufiger kürzere und einfachere Behandlungen im Vordergrund stehen und sich mit Lern- und StudienSTUDIEN AUS ITALIEN Was tun gegen „Rücken“? Insgesamt 84 Prozent der ZahnärztInnen und 91 Prozent der DentalhygienikerInnen haben Rücken. Forschende aus Italien haben nun untersucht, was die Beschwerden verursacht und was Betroffene dagegen unternehmen können. Denn mit dem Kauf eines extra Stuhls oder einer Lupenbrille ist es offenbar nicht getan. Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen sind in der zahnärztlichen Berufsgruppe weit verbreitet. So zeigen zwei aktuelle Studien, dass fast jede Dentalhygienikerin und die Mehrheit der ZahnärztInnen darunter leiden. Foto: AdobeStock_Syda Productions 42 | PRAXIS

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