zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1390) MKG-CHIRURGIE Das primär kutane Lymphom – eine Differenzialdiagnose maligner Weichteiltumoren Olivia Höfer, Jürgen Heinz, Anna Hein, Rainer Schmelzeisen, René Rothweiler Lupus-Antikoagulantien sind Antiphospholipid-Antikörper, die Gerinnungsparameter beeinflussen und eine erhöhte Blutungsneigung vortäuschen können. Der folgende Fallbericht beschreibt einen erschwerten diagnostischen Vorgang, der beim Vorliegen von Lupus-Antikoagulantien schließlich zu einer seltenen Differenzialdiagnose maligner Weichteiltumore im Gesichtsbereich führt. Eine 90-jährige Patientin stellte sich erstmals im September 2021 mit einer zunehmenden Raumforderung supraorbital beidseitig sowie temporal links in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Ambulanz des Universitätsklinikums Freiburg vor. Die Patientin berichtete, dass die Schwellung am medialen Augenlidbereich das Gesichtsfeld stark einschränke (Abbildung 1). Die Allgemeinanamnese war bis auf eine arterielle Hypertonie unauffällig. Als Eigenmedikation gab die Patientin lediglich die Einnahme von Antihypertensiva an. Die Einnahme von Antikoagulantien war vorab verneint worden. Klinisch zeigte sich eine harte, indurierte, nicht verschiebliche Raumforderung am Jochbogen und temporal links. In der Sonografie stellte sich die Veränderung als echoreich und unscharf begrenzt dar. Zudem waren zervikal multiple vergrößerte Lymphknoten erkennbar. In der am Vorstellungstag durchgeführten CT-Bildgebung zeigte sich eine linksführende Weichgewebevermehrung in der Wange mit Ausdehnung nach periorbital und in die Parotisloge, radiologisch prinzipiell vereinbar mit einem mesenchymalen Tumor wie zum Beispiel einem fibrösen Histiocytom. Die laborchemische Untersuchung ergab einen INR-Wert (International Normalized Ratio – Maß für die Dauer der Blutgerinnung) von 5,59 (Quick 9 Prozent) und eine PTT (Partielle Thromboplastinzeit – Test auf Blutgerinnungsstörungen) von 90 Sekunden. Eine stationäre Aufnahme zur weiteren Diagnostik des lebensbedrohlich erhöhten INR und der unklaren Raumforderung wurde trotz ausführlicher Aufklärung von der Patientin und den Angehörigen abgelehnt. Im Februar 2022 erfolgte die Wiedervorstellung der Patientin mit starker Größenprogredienz der bekannten Raumforderung. Sie berichtete, zwischenzeitlich heimatnah bei unterschiedlichen Ärzten vorstellig geworden zu sein; jedoch habe bisher keine Diagnose gestellt werden können. In der im Rahmen des nun erfolgten stationären Aufenthalts durchgeführten MRT-Bildgebung war die Raumforderung temporal links im Vergleich zur Voruntersuchung stark größenprogredient. Zervikal waren weiterhin beidseitig pathologisch vergrößerte Lymphknoten darstellbar (Abbildung 2). Abb. 1: Klinische Bilder der 90-jährigen Patientin mit unklarer Weichgewebsveränderung im Bereich der Wange links (a) sowie im Bereich des Oberlids rechts (b) bei Erstvorstellung Fotos: Olivia Höfer a b DR. MED. DENT. OLIVIA HÖFER Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg olivia.hoefer@uniklinik-freiburg.de Foto: Universitätsklinik Freiburg, Medienzentrum
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