Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1391) Im Aufnahmelabor imponierte erneut eine INR-Erhöhung auf 7,1 (Quick 7 Prozent). Als Ursache für diesen Wert konnte das Vorhandensein eines den INR-Wert verfälschenden Lupus-Antikoagulans identifiziert werden (Abbildung 3). Eine in Lokalanästhesie durchgeführte Probenentnahme von temporal ergab in der histopathologischen Aufarbeitung ein kutanes Lymphom vom Keimzentrumstyp mit der Tumorformel cT2 cN2 M0. Die anschließende Weiterbehandlung nach Diagnosesicherung erfolgte auf Patientenwunsch heimatnah beim niedergelassenen Onkologen. DISKUSSION Das kutane Lymphom gehört zur Gruppe der sogenannten extranodalen Non-Hodgkin-Lymphome [Dippel et al., 2021]. Die Inzidenz in der Bundesrepublik Deutschland wird auf circa 800 Neuerkrankungen pro Jahr geschätzt [Assaf et al., 2007]. Das entspricht einer Inzidenzrate von etwa 1:100.000, womit es zu den sogenannten seltenen Erkrankungen gehört. Unterschieden werden kutane T-Zell-Lymphome, die in circa 73 Prozent der kutanen Lymphome vorkommen, von kutanen B-Zell-Lymphomen, die circa 22 Prozent der kutanen Lymphome ausmachen [Inhoff & Dippel, 2011]. Die kutanen T-Zell-Lymphome werden in Untergruppen unterteilt, zum Beispiel Mycosis fungoides, die bei 62 Prozent aller T-Zell-Lymphome diagnostiziert wird und sich anfangs durch eine rote, fleckige Schuppung der Haut äußert. Abhängig vom Tumorstadium kommen topische Therapien, eine Lichttherapie, eine Radiotherapie oder eine systemische Therapie als Behandlungsmethoden infrage [Dippel et al., 2021; Inhoff & Dippel, 2011]. Die kutanen B-Zell-Lymphome werden nach aktueller WHO-EORTCKlassifikation [Willemze et al., 2019] in drei Haupttypen unterteilt. Zwei Untergruppen weisen eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von  95 Prozent auf. Dabei handelt es sich um das oben beschriebene primäre kutane Lymphom vom Keimzentrumstyp (Follikuläres Lymphom) und das primär kutane Marginalzonenlymphom. Das primär kutane diffusgroßzellige B-Zell-Lymphom als dritter Haupttypus hat eine FünfJahres-Überlebensrate von 55 Prozent [Inhoff & Dippel, 2011]. Das primär kutane Lymphom vom Keimzentrumstyp tritt meist ab dem 60. Lebensjahr auf. Frauen sind in einem Verhältnis von 1,3:1 häufiger betroffen als Männer [Fink-Puches et al., 2002]. Klinisch äußert sich die Krankheit meist durch > 3 cm große, bläulich-rote Plaques, die einzeln oder in Gruppen auftreten können. Sie treten vermehrt am Nacken oder am Stamm, am behaarten Kopf sowie im Stirnbereich auf und ulzerieren selten [Inhoff & Dippel, 2011; Willemze et al., 2019]. Zur Diagnostik eines primär kutanen B-Zell-Lymphoms ist eine Probebiopsie in ausreichender Größe für immunhistochemische Untersuchungen unerlässlich. Neben dem Wachstumsmuster des malignen Infiltrats wird die Morphologie der neoplastischen B-Zell-Population untersucht [Inhoff & Dippel, 2011]. Zusätzlich zur initialen histologischen Diagnosesicherung sind Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren wie CT, PET-CT oder auch MRT erforderlich, um das Ausbreitungsstadium des Malignoms exakt definieren zu können. Analog zu anderen Malignomen erfolgt die abschließende Stadieneinteilung mittels TNM-Klassifikation. Hierbei werden insgesamt drei T-Stadien unterschieden (T1 = solitärer/ isolierter Hautbefall; T2 = regional/ gruppiert auf einen Bereich begrenzt; a b Abb. 2: MRT-Bildgebung (T1-Gewichtung) mit Darstellung der kutanen Weichteilveränderungen temporal links / supraorbital rechts (a) sowie von vergrößerten Lymphknoten zervikal rechts (b) Quelle: Universitätsklinikum Freiburg DR. MED. JÜRGEN HEINZ Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: Universitätsklinik Freiburg, Medienzentrum ANNA HEIN Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: Universitätsklinik Freiburg, Medienzentrum ZAHNMEDIZIN | 45

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