zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1395) BENÖTIGT WERDEN 50.000 UNTERSCHRIFTEN PETITION FORDERT ANPASSUNG DES GOZ-PUNKTWERTS Eine Gruppe von Zahnärzten um Dr. Rüdiger Schott aus Bayern hat im Juni eine Online-Petition beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags eingereicht. Ziel: die Anpassung des GOZ-Punktwerts. In der Online-Petition wird die Bundesregierung aufgefordert, den seit 34 Jahren unveränderten Punktwert der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) von 5,64241 Cent „endlich der wirtschaftlichen Realität anzupassen”, heißt es in einer Mitteilung. Realität sei, dass in dem Zeitraum von 1990 bis 2021 allein die Preise für Kraftstoffe um 139 Prozent, für Strom um rund 134 Prozent und der Verbraucherpreisindex um 66 Prozent gestiegen sind, schreiben die Organisatoren. „Obwohl die Notwendigkeit einer Punktwerterhöhung von der Zahnärzteschaft und ihren Repräsentanten seit Jahrzehnten gut begründet gefordert wird, blieben die Bemühungen auf politischer Ebene fruchtlos – im Gegensatz zu den Honorarordnungen anderer freier Berufe wie Architekten, Ingenieure, Tierärzte oder Rechtsanwälte, deren Erhöhung die Bundesregierung in dieser Zeit mehrfach beschlossen hat.” Diese einseitig auf die GOZ gerichtete politische Verweigerungshaltung könne nicht dauerhaft ohne Folgen für die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte wie auch für die PKV- und Beihilfe berechtigten Patienten und deren zeitgemäße zahnmedizinische Versorgung bleiben. Mittlerweile seien „mehr als 93 Leistungen von 164 vergleichbaren Leistungen im BEMA besser bewertet als beim 2,3-fachen Satz in der GOZ.” Um die Gelegenheit zu bekommen, das Anliegen in einer öffentlichen Anhörungssitzung des Petitionsausschusses darzustellen, benötigen die Organisatoren 50.000 Unterschriften – weshalb sie an die komplette „Dentalfamilie” appellieren. Die Unterstützung könne online, per Fax oder Unterschriftenliste erfolgen, weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Petitionsausschusses des Bundestags. mg Der Link zur Petition wurde (Stand 6. Juli) noch nicht vom Petitionsausschuss bekannt gegeben. BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER INFOS ZU CLINDAMYCIN UND GLUCOCORTICOIDEN Die Informationen über Zahnärztliche Arzneimittel (IZA) wurden aktualisiert und sind auf der Website der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) als Download verfügbar. In der aktualisierten Version wurden die Informationen zu Clindamycin und Glucocorticoiden angepasst. So gehört die langfristige systemische Gabe von Glucocorticoiden nicht zum Aufgabengebiet von Zahnärztinnen und Zahnärzten. Eine kurzfristige systemische Therapie – etwa bei umfangreichen Osteotomien oder Sinusbodenelevationen – kann jedoch indiziert sein, um die antiphlogistische und in der Folge auch analgetische Wirkung zu nutzen. LL LANCET-STUDIE NEUN MILLIONEN TOTE DURCH UMWELTVERSCHMUTZUNG Die Zahl der Menschen, die vorzeitig durch Formen der Umweltverschmutzung aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft sterben, hat seit dem Jahr 2000 um zwei Drittel zugenommen. Jeder sechste Todesfall geht darauf zurück. Schon 2015 hatte die „Lancet Commission on Pollution and Health“ eine Analyse der vorzeitigen Todesfälle durch Schadstoffe in Innenräumen sowie draußen in Luft und Wasser vorgelegt. Damals waren vor allem die mit extremer Armut verbundenen Formen der Umweltverschmutzung – Luftverschmutzung in Haushalten sowie die Wasserverschmutzung und unzureichende sanitäre Einrichtungen – verantwortlich. Die neue Analyse zeigt, dass Todesfälle jetzt eher von der Luftverschmutzung und der toxischen chemischen Verschmutzung wie Blei verursacht werden. „Jetzt sind es besonders die Luftverschmutzung in der Umwelt und die Belastung mit Schwermetallen“, betont Mitautor Prof. Dr. Stephan Böse-O‘Reilly von der Ludwig-Maximilians-Universität München. An Blei sterben demnach weltweit mehr Menschen als an Malaria. Über 90 Prozent dieser Todesfälle ereignen sich der Studie zufolge in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen wie Indien. Dort leben viele Menschen eng zusammen, die Belastung des Wassers ist hoch und die mit Verkehrsbelastung verbundene Luftbelastung extrem groß. Im Innenraum wird häufig mit Holzkohle gekocht, im Außenraum ist die industrielle Belastung durch Schadstoffe weder hinreichend reguliert noch überwacht. In der EU hingegen sei die Umweltverschmutzung ein vergleichsweise geringes Problem. Böse-O’Reilly: „Gerade die Luftbelastung ist einerseits durch Regulierungsmaßnahmen besser geworden. Deshalb haben wir vergleichsweise weniger Todesfälle durch Umweltbelastung, schon gar nicht durch Quecksilber oder Blei, und wenn, dann durch Feinstaub in der Außenluft.“ Allerdings stehe Europa auch deshalb so gut da, weil sich die industrielle Produktion in Länder mit niedrigen bis mittleren Einkommen verlagert hat. „Wenn man eine Aluminiumfabrik an der Nordsee zumacht und sie in Asien wieder öffnet, wird die damit verbundene Belastung zu einem gesundheitlichen Problem der dortigen Bevölkerung. Die Produkte werden aber weiterhin von uns verwendet.“ „Der Dreiklang aus Umweltverschmutzung, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt ist das wichtigste globale Umweltproblem unserer Zeit“, schreiben die Autoren. „Diese Probleme sind eng miteinander verknüpft.“ Umweltverschmutzung sei daher ein globales Problem, mit einer weitreichenden Verantwortung auch für die reichen Industriestaaten. „Wenn wir die CO2-Situation verbessern würden, würde sich automatisch auch die Umweltverschmutzung verringern“, bilanziert BöseO’Reilly. ck Richard Fuller et al., Lancet Planet Health, 2022 Jun;6(6):e535-e547, DOI: 10.1016/S2542–5196(22)00090–0 Foto: AdobeStock_max shmakov_EyeEm NACHRICHTEN | 49
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=