Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1396) Die EuroPerio10 präsentierte den aktuell umfangreichsten Einblick in den Stand auf den verschiedensten Gebieten der Parodontologie und Implantologie. Die Kongresstage waren durchweg mit zahlreichen und dicht getakteten Parallelveranstaltungen gefüllt. Daneben wurde Originalforschung in über 900 wissenschaftlichen Abstracts und Postern präsentiert. Von besonderem Interesse waren hierbei Forschungsergebnisse, die zeigten, welche Effekte eine schwere Parodontitis auf die Entstehung und Progression von systemischen Erkrankungen haben kann. Erfolgreiche Parodontalbehandlungen fördern nicht nur die Mundgesundheit, sondern können auch einen präventiven und kurativen Effekt im Hinblick auf die assoziierten Allgemeinerkrankungen entfalten. Ein Höhepunkt war die bereits vorab angekündigte Präsentation der ersten europäischen Leitlinie zur Behandlung von Parodontitis im weit fortgeschrittenen Stadium (Stadium IV). Diese Leitlinie wird aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) übersetzt, auf die deutschen Bedingungen angepasst und soll nach Konsentierung mit den beteiligten Fachgesellschaften möglichst bis zum Jahresende 2022 erscheinen. Bemerkenswert war das große Interesse der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte: rund ein Drittel der Teilnehmer war jünger als 35 Jahre und rund zwei Drittel unter 45 Jahren alt. EFP-Präsident Professor Andreas Stavropoulos, Malmö, freute sich über diese Bilanz und betonte die Attraktivität der EuroPerio als Fortbildungsveranstaltung, die „deutlich das Interesse der jungen Generation von Kollegen an der Parodontologie zeigt“. Deutschland war mit acht eingeladenen Hauptreferenten (Florian Beuer, Bettina Dannewitz, Peter Eickholz, Markus Hürzeler, Søren Jepsen, Thomas Kocher, Frank Schwarz, Otto Zuhr) und 421 Tagungsteilnehmern sehr gut repräsentiert. LIVE-OPERATIONEN ALS SCHAUKAMPF Das wissenschaftliche Programm der EuroPerio10 startete mit zwei LiveOperationen zum Thema „Weichgewebe um Zähne“. Moderiert wurde diese Session von Dr. Otto Zuhr, München, der zunächst eine Einführung in den „Goldstandard“ der beiden Therapiemöglichkeiten zur Rezessionsdeckung gab: den modifizierten koronalen Verschiebelappen und die modifizierte Tunnellierungstechnik. Er betonte jedoch, dass es an evidenzbasierter Literatur über den Vergleich dieser beiden Techniken mangele. Das Publikum hatte in der anschließend stattfindenden Live-Schaltung aus Italien und Spanien die Möglichkeit, die parallel durchgeführten LiveOperationen multipler Rezessionen der Klasse 1 (RT1) zu je einer der beiden Techniken der „Master Clinicians“ Dr. Massimo de Sanctis, Mailand und Dr. Ion Zabelegui, Bilbao zu verfolgen. Massimo de Sanctis, live aus Mailand, präsentierte die Operation eines modifizierten koronalen Verschiebelappens in einem Quadranten. Ion Zabalegui hingegen, live aus Bilbao, führte eine modifizierte Tunnelierungstechnik multipler benachbarter Rezessionen in der Oberkieferfront durch. Während Massimo de Sanctis die Größe des Schleimhauttransplantates ausschließlich auf die Bereiche dünnen gingivalen Phänotyps zur Minimierung der Morbidität limitierte, stellte Ion Zabalegui die EUROPERIO10 „Give teeth a chance!“ Mehr als 7.000 Teilnehmer aus über 100 Ländern, 41 Sessions mit 130 Referenten – die von der European Federation of Periodontology (EFP) organisierte Großveranstaltung fand vom 15. bis zum 18. Juni 2022 in Kopenhagen statt und darf sich mit Recht als das weltweit führende Treffen von Parodontologen und Implantologen bezeichnen. Für die zm haben 13 deutsche Teilnehmer die Höhepunkte der Veranstaltung begleitet. 7.000 Teilnehmer verfolgen den „Schaukampf“ der Chirurgen aus Mailand und Bilbao. Quelle: EFP 50 | ZAHNMEDIZIN

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