Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm112, Nr. 14, 16.7.2022, (1412) DIABETES IN DER ZAHNMEDIZIN – TEIL 2 Diabetes-Früherkennung und individualpräventive Betreuung Gerhard Schmalz, Deborah Kreher, Dirk Ziebolz Unter Experten ist man sich einig: Diabetespatienten werden am besten interdisziplinär von Medizinern und Zahnmedizinern gemeinsam und abgestimmt versorgt. Was können Zahnärzte nun zu dieser Zusammenarbeit beitragen und wie lässt sich der eigene Anteil fruchtbar in eine Kooperation integrieren? Ist gar eine Diabetes-Früherkennung in der Zahnarztpraxis ohne apparativen Aufwand machbar? Die Autoren zeigen, wie eine zeitgemäße individualpräventive Betreuung gestaltet werden kann. Der erste Teil des Beitrags (zm 13/2022, S. 36–43) diente der Darstellung von Grundlagen zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen oraler Gesundheit und Diabetes. Dabei wurden neben der bekannten Bidirektionalität zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis auch andere orale Auswirkungen einer Diabeteserkrankung beschrieben. Ebenso wurden Risikoprofile für Diabetespatienten in der zahnmedizinischen Betreuung dargestellt. Im zweiten Teil werden nun die klinischen Konsequenzen aufgezeigt und wesentliche Implikationen für die Praxis herausgearbeitet. KLINISCHE AUSWIRKUNGEN DER BIDIREKTIONALITÄT Einfluss der glykämischen Kontrolle auf die parodontale Therapie Zunächst ist es von klinischem Interesse, den Effekt des Diabetes mellitus beziehungsweise der glykämischen Einstellgüte auf einen möglichen Therapieerfolg der Parodontalbehandlung zu bewerten. In einer systematischen Übersichtsarbeit von Kocher et al. wurde gezeigt, dass bei Patienten mit einem vorliegenden Diabetes mellitus (HbA1c-Wert zwischen 6 und 10 Prozent) und ohne spezifische Betrachtung des HbA1c-Wertes (Einstellgüte) drei Monate nach aktiver Parodontitistherapie (Scaling and Root Planing: SRP) im Mittel eine Sondierungstiefenreduktion von 0,58 mm möglich ist; der Attachmentgewinn betrug 0,55 mm [Kocher et al., 2018]. Es scheint demnach so, dass die kurzfristige parodontale Rehabilitation bei Patienten mit Diabetes vergleichbar zu allgemeingesunden Patienten ist [Kocher et al., 2018]. Betrachtet man hingegen Langzeitergebnisse (Fünfjahres-Follow-up), so wird ersichtlich, dass Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes (HbA1c: > 9,1 Prozent) mehr Taschen mit einer Sondierungstiefe Foto: Gerhard Schmalz 66 | ZAHNMEDIZIN

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