zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1484) (Nieren bis Beckeneingang) und venöser Phase von Leberkuppe bis Symphyse nach einheitlichen Standards empfohlen [AWMF, 2021]. Therapie Die kurative Therapie des NZK besteht in der Regel – wenn möglich – in der chirurgischen Entfernung des Tumors. Diese umfasst je nach Tumorstadium und Ausdehnung eine partielle oder radikale Nephrektomie mit Metastasen- und gegebenenfalls Tumorzapfenresektion in der Vena cava inferior. Die Lymphknotenresektion hat keinen prognoseverbessernden Wert [Blom et al., 2009] und wird nur bei Verdacht auf Lymphknoteninfiltration zur Sicherung des TNM-Stadiums oder bei lokaler Symptomatik empfohlen. Ist eine operative Therapie unmöglich, wird eine neoadjuvante Systemtherapie mit nachfolgender Nephrektomie und Metastasenchirurgie empfohlen [Bergmann et al., 2022]. Aufgrund der hohen Resistenz des NZK gegenüber Chemotherapeutika werden diese in der Systemtherapie nicht angewendet. Stattdessen kommen hier Biologicals wie Nivolumab, Pembrolizumab (PD-1-RezeptorBlocker) oder/und Lenvatinib, Sunitinib und Cabozantinib (Tyrosinkinase-Inhibitoren) zum Einsatz [AWMF, 2021]. Metastasierung Die Filialisierung des NZK findet primär durch hämatogene Streuung über die Vena cava inferior mit typischen Manifestationen in der Lunge, in der Leber, in den Knochen und im Gehirn statt [McKay et al., 2014]. Lokoregionale Lymphknotenstationen werden über lymphogene Streuung erreicht. Grundsätzlich wird beim Auftreten von Metastasen die interdisziplinäre Vorstellung aller das Organsystem betreffenden Fachdisziplinen empfohlen [Bergmann et al., 2022]. Die operative Entfernung von Metastasen wird empfohlen, insofern eine R0-Resektion möglich ist [AWMF, 2021], da hier nach der Resektion von Absiedlungen vor allem in der Lunge, in der Leber und im Gehirn lang anhaltende Remissionen beobachtet werden konnten [BlancoFernández et al., 2022; Internò et al., 2021; Meacci et al., 2021]. Eine Verlaufskontrolle zur Detektion von etwaigen neuen Metastasen sollte vor einer Metastasenchirurgie durchgeführt werden, um die Dynamik der Erkrankung und die Sinnhaftigkeit einer Metastasenresektion abschätzen zu können. Letztendlich ist die Entscheidung zur chirurgischen Therapie individuell zu treffen und muss Faktoren wie Komorbiditäten, Prognose und Patientenwunsch berücksichtigen. Gibt es nach initialer vollständiger Resektion des Primarius samt Metastasen keinen klinischen Tumornachweis mehr („no evidence of disease“, NED) ist eine adjuvante Therapie mit einem PD1-Rezeptorblocker, je nach Risikoklassifikation nach Heng [Heng et al., 2013], gegebenenfalls in Kombination mit einem Tyrosinkinaseinhibitor, indiziert [Bergmann et al., 2022]. Prognose Grundsätzlich sind wie bei den meisten Tumoren die Tumorformel nach TNM-Klassifikation und das davon ausgehende UICC-Tumorstadium prognosebestimmend für das NZK. Die Fünfjahresüberlebensrate wird in den Stadien I und II mit bis zu 90 Prozent, im Stadium III ohne Befall von Lymphknoten bis 60 Prozent, mit Befall von Lymphknoten bis 30 Prozent und im Stadium IV mit Entfernung von Fernmetastasen bei circa 30 Prozent und ohne weitere Behandlung mit weniger als fünf Prozent angegeben [Herold, 2017]. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Die Differenzialdiagnosen einer Schwellung im Bereich des Unterkiefers sollten dem Behandler während der klinischen Untersuchung präsent sein. \ Bis zum Beweis des Gegenteils kann jede Raumforderung als maligne Neoplasie betrachtet werden. \ Das Vorliegen einer malignen Erkrankung ist auch bei völlig asymptomatischen Patienten möglich. \ Manifestationen von für das zahn- und kieferchirurgische Fachgebiet untypischen Tumorerkrankungen sind selten, aber möglich. \ Bei der Erkennung suspekter Raumforderungen in der zahnärztlichen Behandlung und Kontrolle empfiehlt sich eine frühzeitige fachärztliche Anbindung. Abb. 5: Pathohistologische Aufarbeitung in HE-Färbung, Vergrößerung: 20x10: Tumorzellen einer klarzelligen NZK-Metastase: Diese zeigen ein weites, klares Zytoplasma mit scharfen Zellgrenzen (pflanzenzellartig). Die Zellkerne sind rundlich mit vereinzelt kleinen Nukleolen. Zwischen den Tumorzellformationen kommt ein fibrovaskuläres Metastasenstroma zur Darstellung. PD DR. MED. DR. MED. DENT. PHILIPP KAUFFMANN Klinik für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 37099 Göttingen Foto: Universitätsmedizin Göttingen Quelle: Institut für Pathologie, Universitätsmedizin Göttingen 34 | ZAHNMEDIZIN
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