zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1488) NACHRUF AUF RENNFAHRERLEGENDE TONY BROOKS Wie der „rasende Zahnarzt“ beinahe Formel-1-Weltmeister wurde Der Brite Charles Anthony („Tony“) Standish Brooks sollte eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten und Zahnarzt werden. Doch kurz vor seiner Abschlussprüfung an der Universität Manchester hatte er 1955 die Chance, bei einem Formel-1-Rennen zu starten. Er gewann. Dann bestand er sein Examen, doch statt zu praktizieren prägte „The Racing Dentist“ die damals lebensgefährliche Rennserie viele Jahre maßgeblich mit. Im Mai 2022 betrauerte die Fangemeinde der Formel 1 den Tod von Tony Brooks. Der 90-Jährige lebte zwar zurückgezogen in Surrey, Südengland, war aber mit sechs Siegen in 38 Rennen und einem Vize-Weltmeistertitel eine schillernde Ikone des Motorsports, auch weil er 1961 im Alter von nur 29 Jahren seinen Abschied verkündete. Über 60 Jahre später kursieren viele Anekdoten um Brooks. Legendenbildend ist etwa die Geschichte, wie der motorsportbegeisterte junge Mann zu seinem ersten Rennwagen kam: Seine Mutter wollte sich ein Auto zulegen und bat ihn, sich für sie nach einem geeigneten Modell umzusehen. Brooks war gern behilflich, steuerte Geld aus dem Verkauf seines Motorrads bei und kaufte für seine Mutter einen Healey Silverstone mit 106 PS – also einen offenen Sportwagen, designt für den Einsatz auf der Straße und auf Rennstrecken. BEI DEN ERSTEN RENNEN FUHR ER MUTTIS AUTO Das ideale Auto für Mama? Wohl kaum: Aus Gewichtsgründen gab es keine Stoßstangen, die vorderen Räder standen wie bei Formel-1-Rennwagen aus der Karosserie heraus und für die Teilnahme an Rennen ließen sich die Kotflügel abmontieren und die Windschutzscheibe umklappen. Ab 1952 ging Brooks mit dem Healey bei zahlreichen Club-Sportwagenrennen in seiner Heimat an den Start und erwarb sich den Ruf als schneller Fahrer. Drei Jahre später überließ ihm Quelle: picture-alliance / ullstein bild Vorsichtiger Vizeweltmeister: Ein allein aus Sicherheitsgründen eingelegter Boxenstopp kostete Tony Brooks und sein Team Ferrari 1959 womöglich den Weltmeistertitel. Trotzdem habe er die Entscheidung nie bereut, betonte Brooks immer wieder. 38 | GESELLSCHAFT
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