Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1495) zu bilden. Fibrin wird aufgrund seiner hohen Biokompatibilität, die eine hervorragende Nische für Stammoder Vorläuferzellen darstellt, zur Regeneration mannigfaltiger Organsysteme genutzt [Ahmed et al., 2008]. Die Addition der Thrombozyten in dieses Konzept erfolgte erst später [Alsousou et al., 2009]. Whitman et al. demonstrierten ein Thrombozytengel, das nach autologer Blutentnahme in einem zweistufigen Zentrifugationsverfahren unter Zugabe von Thrombin zur Thrombozytenaktivierung präpariert werden konnte [Whitman et al., 1997]. Aufbauend auf Arbeiten von Knighton et al., die erstmals das Konzept zur Wundheilung von kutanen Ulcera mittels Wachstumsfaktorapplikation aus autologen Thrombozytenkonzentraten einführten [Knighton et al., 1986], entwickelte sich die erste Generation der autologen Thrombozytenkonzentrate [Marx et al., 1998]. Platelet-Rich Plasma (PRP) gilt als wichtigster Vertreter dieser Klasse [Moraes et al., 2013]. PRP kann definiert werden als Volumenanteil des Plasmas im autologen Vollblut, der eine um bis zu fünffach erhöhte Thrombozytenkonzentration im Vergleich zum Spenderblut aufweisen kann [Marx et al., 1998]. Nach venöser Blutentnahme über ein spezifisches Entnahmeset mit Plastik-Tubes wird das gewonnene Blut mit einer Antikoagulanz (hauptsächlich Thrombin oder Calcium-Chlorid) versetzt und anhand unterschiedlicher Gravitationskräfte bei zweimaliger Zentrifugation mittels Tischzentrifugationssystem in verschiedene Phasen getrennt. Hieraus können nun die Thrombozyten als sogenannter PRPClot extrahiert werden [Alsousou et al., 2009]. Diese Verfahren werden weiterhin erfolgreich in weiten Teilen der regenerativen Medizin verwendet. Dennoch werden einige Nachteile dieser Methoden in der aktuellen Literatur diskutiert: Zum einen kommt es wegen des Zeitbedarfs bei der PRPHerstellung zum obligaten Einsatz einer Antikoagulanz, was das Konzept einer rein autologen Applikation konterkariert und einen negativen Einfluss auf die Wachstumsfaktorexpression zu haben scheint. Außerdem ist der Zentrifugationsprozess mit zwei Durchgängen aufwendig und bei der Wundheilung beteiligte Zellen wie Leukozyten werden zum Großteil vor der Anwendung exkludiert [Ghanaati et al., 2018]. Darüber hinaus gilt es, auch interindividuelle Unterschiede des Spender-/Empfängersystems zu berücksichtigen, die sowohl in der Thrombozytenkonzentration als auch in der Wachstumsfaktorexpression stark variieren können und sich gegenseitig zu bedingen scheinen [Weibrich et al., 2002]. Unterschiedliche PRPKonzentrationen scheinen bei der Anwendung somit einen variablen Effekt auf die Wundheilungsprozesse auszuüben [Alsousou et al., 2009], die sich in In-vitro-Analysen bestätigen lassen [Dohan Ehrenfest et al., 2012]. Um diese Nachteile zu beheben, wurde die „second generation“ der autologen Thrombozytenkonzentrate entwickelt, deren wichtigster Vertreter die durch Choukroun et al. erstmals 2001 präsentierte PRF darstellt [Miron et al., 2017]. PRF zeichnet Abb. 2: Obere Reihe von links: Einbringen der PRF-Membran zur Sinuslift-Augmentation und simultane Implantation, untere Reihe von links: Intraoperativer Befund nach plastischem Wundverschluss, radiologische Kontrolle und prothetische Rehabilitation nach sechs Monaten Fotos: Sebastian Blatt ZAHNMEDIZIN | 45

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