zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1496) sich durch einen einmaligen Zentrifugationsprozess aus, der insbesondere ohne Zusatz einer Antikoagulanz abläuft [Fujioka-Kobayashi et al., 2017]. Es kommt zu einer Aktivierung der Thrombozyten und einer Polymerisierung des Fibrins. Je nach gewählter Zentrifugalkraft und nach Tube-System (Glas- oder Plastikbeschichtung) entstehen drei Phasen: ein roter Thrombus, der in Kontakt mit der Basis der roten Blutkörperchen steht, ein azelluläres Fibringel und ein „Buffy coat“ als weißliche Linien, die der Ansammlung von Thrombozyten innerhalb der PRFFibrinmatrix entsprechen [Dohan et al., 2006]. Zur weiteren Anwendung kann je nach klinischer Indikation ein fester oder ein flüssiger PRFFibrinclot extrahiert werden. BIOLOGISCHE WIRKWEISE Um die Integrität des Gewebes nach einer Verletzung, nach einem chirurgischen Eingriff oder nach einer Fremdkörperimplantation wiederherzustellen, kommt es durch das Zusammenspiel von Immunzellen, Wachstumsfaktoren, Extrazellularmatrix und den sich im Wundbett befindenden Zellen zur Gewebsregeneration. Bei der Heilung werden grob zwei Prozesse unterschieden: die inflammatorische und die proliferative Phase. In der inflammatorischen Phase wird durch die Aktivität von peripheren Monozyten aus dem Blut die Wunde von pathogenen Fremdkörpern gereinigt. In der proliferativen Phase wird die Wunde durch eine Gefäßneubildung de novo (Angiogenese), die Wiederherstellung von peripheren Nerven und die Reorganisation des Gewebes wieder verschlossen [Canedo-Dorantes und CanedoAyala, 2019]. Das PRF kann diese Prozesse maßgeblich beeinflussen, insbesondere durch sein herausragendes pro-angiogenes Potenzial. Das PRF besteht aus Thrombozyten, Leukozyten, Zytokinen, glykämischen Ketten sowie Glykoproteinen, vermischt mit einem langsam polymerisierenden Fibrinnetzwerk. In diesem „Fibrinnetz“ sind die verschiedenen Zelltypen „gefangen“, durch deren Zusammenspiel die Proliferation und die Differenzierung von weiteren Zelllinien vorangetrieben und somit die örtliche Regeneration wie oben beschrieben initiiert, zeitlich orchestriert und verkürzt werden können [Miron et al., 2017]. Fibrin gilt hierbei als natürlicher Angiogeneseinitiator und stellt durch das Anlocken von zirkulierenden Stammzellen den Nährboden für eine epithelial optimierte Wundheilung [Faot et al., 2017]. Dadurch kommt dem Fibrinnetzwerk eine gesonderte Stellung zu: Während es bei Erstgenerationspräparaten zu einem einmaligen „outburst“ der Wachstumsfaktoren kommt, ermöglicht das Fibrinnetzwerk die räumliche Zell-Zell-Interaktion und ist maßgeblich für die (im Vergleich zur PRP) langsamere und kontinuierliche (physiologischere) Wachstumsfaktorfreisetzung aus den alpha-Granula der Thrombozyten verantwortlich [Miron et al., 2019]. In dem PRF enthaltene und für die Angiogenese wichtige Zytokine sind vor allem TGFβ-1, VEGF, PDGF, IGF I und II, IL-1β, IL-4, IL-6 sowie TNF-α [Dohan et al., 2006a; 2006b; Miron et al., 2017]. Im Zusammenspiel kann durch die Zugabe von PRF somit der komplexe Prozess der weichgeweblichen Wundheilung optimiert werden. Es gibt derzeit eine Vielzahl an Tischzentrifugen und Abnahmesystemen INDIKATIONEN IN ABHÄNGIGKEIT VON DER APPLIKATIONSFORM DES PRF Flüssiges PRF Biologisierung von Knochenersatzmaterial Biologisierung von Membranen Biologisierung von Implantatoberflächen Injektion in das ans OP-Gebiet angrenzende Weichgewebe vor OP-Beendigung Tab. 1, Quelle: Blatt/Naujokat PRF-Membran Abdecken eines Augmentats Abdecken des Knochens bei Behandlung einer Kiefernekrose Rezessionsdeckung Auflagerungsplastik/ Defektdeckung bei Sinuslift PRF-Clot Alveolar ridge preservation Füllen eines Osteotomie-/Zystektomie-Defekts Sinuslift DR. DR. SEBASTIAN BLATT Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Augustusplatz 2, 55131 Mainz Sebastian.Blatt@unimedizin-mainz.de 2009–2014: Studium der Zahnmedizin in Mainz 2014–2020: Studium der Humanmedizin in Mainz 2014: Assistenzzahnarzt im Vorbereitungsjahr, Zahnarztpraxis seit 2015: Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsmedizin Mainz 2021: Fachzahnarzt für Oralchirurgie Foto: Universitätsmedizin Mainz 46 | ZAHNMEDIZIN
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