zm112, Nr. 15-16, 16.8.2022, (1501) zent aus Lipiden und zu 30 Prozent aus Proteinen besteht. Diese Myelinscheiden dienen als Isolationsschicht und sind in Abständen von 1 bis 1,5 mm angeordnet. Myelinisierte Abschnitte des Nervs werden von Arealen mit einer hohen Dichte von spannungsabhängigen Natrium-Kanälen, den sogenannten Ranvier’schen Schnürringen, unterbrochen. Die Reizweiterleitung in myelinisierten Nerven findet saltatorisch (sprunghaft über die Ranvier’schen Schnürringe) statt und erreicht so hohe Nervenleitgeschwindigkeiten. Das Axon beschreibt die kleinste Funktionseinheit innerhalb des peripheren Nervs und ist von kollagenfaserigen Hüllstrukturen umgeben: Das Endoneurium umgibt jedes Axon einzeln, das Perineurium fasst mehrere Axone zu einem Nervenfaszikel zusammen. Insbesondere Hirnnerven weisen häufig mehrere Faserqualitäten auf, so dass in einem peripheren Nerv Faszikel mit unterschiedlichen Faserqualitäten benachbart vorhanden sein können. Die Gesamtheit eines peripheren Nervs wird vom sogenannten Epineurium umgeben [Lundborg und Dahlin, 1996; Flores et al., 2000; Tezcan, 2017]. Seddon und Sunderland definierten periphere Nervenverletzungen entsprechend dem Verletzungsausmaß Patientenfall: Mikrochirurgische Durchtrennung und Re-Anastomosierung des N. alveolaris inferior nach Neurombildung bei komplizierter Weisheitszahnentfernung Abb. 1: Postoperative Bildgebung einer Patientin mit persistierenden Schmerzen nach Weisheitszahnentfernung links: Digitales Volumentomogramm des linken Unterkiefercorpus und -winkels: Der Canalis mandibulae zeigt im Bereich der stattgehabten Zahnextraktion einen kurzstreckigen Verlauf außerhalb seiner knöchernen Begrenzung auf, da im Rahmen der Extraktion eine vestibuläre Knochenlamelle entfernt worden ist. rechts: T1-gewichtetes Magnetresonanztomogramm des Schädels: Im Bereich des rechten Kieferwinkels zeigt sich ein hypointenses Areal, das bildmorphologisch a. e. einem Neurom entspricht. Aufgrund der bestehenden klinischen Schmerzsymptomatik sowie des radiologischen Befunds wurde die chirurgische Resektion des pathologisch veränderten Nervenanteils indiziert. Abb. 2: Intraoperatives Bild nach Resektion des Neuroms mit Kontinuitätsdurchtrennung des N. alveolaris inferior: Es erfolgt die mikrochirurgische epineurale Nervennaht des distalen (d) und des proximalen (p) Stumpfes des N. alveolaris inferior unter Vergrößerung. Anschließend wurde eine Kollagen-Membran (BioGide®, Geistlich Biomaterials, Baden-Baden) zum mechanischen Schutz des Nervs eingebracht. Quelle: Universitätsklinikum Freiburg Foto: Universitätsklinikum Freiburg, Marc Metzger Abb. 3: Prä- und postoperatives Ergebnis des Quantitative Sensory Testing (QST) mittels Wärme- und Kälteapplikation: links: Präoperativ zeigt sich eine deutliche Erhöhung der Wahrnehmungsschwelle, vor allem bei Wärmeapplikation. rechts: Ergebnis des QST drei Wochen nach Neuromentfernung und Nervenkoaptation: Eine signifikante Reduktion der Wahrnehmungsschwelle kann festgestellt werden. Die Patientin schildert außerdem die subjektive Besserung der bestehenden Schmerzsymptomatik. Trotz der kurzfristigen Symptomlinderung schildert die Patientin im weiteren Verlauf ein Wiederauftreten von Beschwerden. Eine interdisziplinäre Schmerzbehandlung ist nötig, um die Ausbildung eines chronischen Schmerzgedächtnisses zu verhindern. Quelle: Universitätsklinikum Freiburg ZAHNMEDIZIN | 51
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