zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1572) KLEINE PRAXIS DIE TEILZEIT-PRAXIS HAT IMMER GEREICHT Zum Leitartikel von BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz „Stirbt die kleine Praxis?“, zm 12/22, S. 6. Gerade im Osten waren zur Zeit der Wende fast 2/3 der Zahnärzte Frauen. Dann, 1990, musste die Niederlassung mit hohen Investitionen, kleinen Kindern und ohne Kenntnis von Selbstständigkeit und westdeutschem Abrechnungssystem durchgeführt werden. Mit viel Engagement und fleißigen Mitarbeitern in der Praxis haben wir es geschafft, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Die Arbeit hat Spaß gemacht, bis die von „oben“ aufdiktierten und aufgedrückten Maßnahmen, Gesetze, Verordnungen etc. immer größer wurden. Alles haben wir gemeistert. Und auch in zwei Jahren „Pandemie“ waren wir jeden Tag für unsere Patienten da, ohne Abstand und ohne Maske der Patienten. Es hat sehr oft viel Kraft gekostet, aber der Einsatz hat sich gelohnt. Jetzt, wo viele Kollegen eigentlich einen Nachfolger suchen, um den Patienten auch weiterhin Sicherheit zu vermitteln und die Praxis weiterzuführen, werden wir im Stich gelassen. Die MVZs schießen wie Pilze aus dem Boden und vermitteln den Kollegen Sicherheit – keine Investitionen, gute „Work-Life-Balance“ usw. Obwohl viele inzwischen eines Besseren belehrt sind, wird von der Politik nicht gegengesteuert. Ich glaube, wir haben an diesen Schaltstellen der Politik Menschen ohne Verstand und Ahnung sitzen. Sie sind nur mit sich und ihrem Posten beschäftigt. Immer größere Gängelungen werden erfunden, um uns das Leben noch schwerer zu machen. Der intensive Kontakt in den kleinen Praxen mit dem Patienten ist für beide Seiten einfach bereichernd. Ich habe meine Praxis immer als Teilzeit-Praxis betrieben, wegen der Familie (2 Kinder). Es hat immer gereicht und mich auch sehr zufriedengestellt, obwohl ich natürlich keinen Porsche vor der Tür stehen habe. Ich habe eine Praxis mit 155 m², zwei Sprechzimmern – einmal rot, einmal blau – ein großes Zimmer für Hygieneaufbereitung, ein großes Arbeitszimmer, Küche, Bad, Toiletten etc. und eine große Spielfläche für Kinder. Ich bin Fachzahnärztin für Kinderstomatologie. Diese Facharztausbildung wurde nach der Wende abgeschafft. Keine Anerkennung für diesen sensiblen Fachbereich. Heute holt man dies wieder hervor, als wenn man das Fahrrad noch mal neu erfindet. In 30 Jahren selbstständiger Tätigkeit habe ich vier neue Zahnarzt-Einheiten gekauft und meine Praxis auch optisch auf den neuesten Stand gebracht. Ich glaube, es braucht ein Umdenken bei den jüngeren Kollegen. Eine eigene Praxis ist eine absolute Bereicherung. Ich bin mein eigener Herr und nicht von Großinvestoren abhängig. Auch mit den vielen Steinen, die man uns in den Weg legt, kann man umgehen (lernen). Mit jungen Kollegen muss man ins Gespräch kommen und nicht immer nur Werbung – siehe auch zm – für große Praxen und MVZs. Das kränkt alle niedergelassenen Zahnärzte schon sehr. Die Politik wird uns nicht helfen, die beschäftigt sich lieber mit sich selbst. Wir müssen in Fachzeitschriften wieder über die Vorzüge der selbstständigen Arbeit berichten. Die Anzahl der Frauen in der Zahnmedizin ist sehr groß, aber auch hier kann man Familie und Praxis gut zusammenführen. Packen wir’s gemeinsam an. Das wäre ein guter Weg! Dr. Maria Teichmann, Chemnitz Foto: Federico Rostagno – stock.adobe.com Leserforum Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Zudem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und auf www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief per Mail an: leserbriefe@zm-online.de oder per Post an: Redaktion Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. 10 | LESERFORUM
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