zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1583) werden Beschäftigte im Gesundheitswesen als Hochrisikogruppe eingestuft [CDC, 2021; ECDC, 2022]. In Deutschland wurden die ersten Fälle von Affenpocken noch im Mai 2022 identifiziert. Bis zum 16. August 2022 wurden insgesamt 3.186 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern ans Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Die Übertragungen der Erkrankung erfolgten bei diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern hatten. Bislang sind nur sieben Erkrankungsfälle von Frauen in Deutschland übermittelt worden. Bis auf zwei Jugendliche handelt es sich bei den Erkrankten um Erwachsene [RKI, 2022]. Die Affenpockeninfektion kann von Mensch zu Mensch durch engen Kontakt mit einer infizierten Person übertragen werden. Die Übertragung kann durch direkten Kontakt mit dem Ausschlag, durch Atemwegssekrete oder durch Gegenstände, die zuvor mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen sind, erfolgen [Peters et al., 2022]. In Anbetracht des engen Kontakts zwischen Arzt und Patient in der zahnärztlichen Praxis sollte das Risiko einer Krankheitsübertragung durch die Verbreitung von Aerosolen aus der Atemluft nicht unterschätzt werden [CDC, 2021]. VERGRÖßERTE LYMPHKNOTEN SIND EIN WARNSIGNAL Wir führten eine Literaturrecherche in Ovid MEDLINE®, Embase und Google Scholar unter Verwendung einer Kombination von Schlüsselwörtern („monkeypox OR smallpox OR orthopoxvirus“ AND „oral manifestations OR enanthem* OR oral mucosa“) durch, um die Evidenz zu mit Affenpocken verbundenen oralen Manifestationen zu untersuchen (Tabelle 1). Der klinische Verlauf der KLINISCHE MERKMALE UND ORALE MANIFESTATIONEN VON AFFENPOCKEN, POCKEN UND WINDPOCKEN Charakteristisch Inkubationszeit (Tage) Prodromalzeit (Tage) Ausbruchsdauer (Tage) Fieber Unwohlsein Kopfschmerzen Lymphadenopathie Palmar-plantäre Läsionen Verteilung der Läsionen Tiefe der Läsionen (Durchmesser in mm) Erscheinungsbild der Läsionen Zeit bis zur Abschuppung (Tage) Tab. 1, Quelle: nach McCollum et al., 2014 Affenpocken 7 – 17 1 – 4 14 – 28 38,5 – 40,5 °C moderat moderat Submandibuläre, maxilläre, zervikale oder inguinale Lymphadenopathie (1 – 4 cm im Durchmesser). Die vergrößerten Lymphknoten sind fest, empfindlich und manchmal schmerzhaft. ja Zentrifugal Oberflächlich bis tief (4 – 6) homogen, nabelartig 14 – 21 Pocken 7 – 17 1 – 4 14 – 28 > 40 °C moderat schwerwiegend nein ja zentrifugal tief (4 – 6) homogen, nabelartig 14 – 21 Windpocken 12 – 14 0 – 2 10 – 21 mild oder kein Fieber mild mild nein selten zentrifugal oberflächlich (2 ) heterogen 6 – 14 PD DR. SAMEH ATTIA, M.SC. Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen Sameh.Attia@dentist.med.uni-giessen.de Foto: UK Gießen ZAHNMEDIZIN | 21
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