zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1586) kontakt und kontaminierte Speicheltröpfchen bewusst sein müssen. Außerdem müssen sie nach einer ungeschützten Exposition Maßnahmen der Selbstisolation und der behördlichen Meldung einleiten. Die RKI-Empfehlungen für das Management von Kontaktpersonen zu einer an Affenpocken erkrankten Person sind zusammengefasst in Tabelle 2 [RKI, 2022]. Die früher durchgeführte Immunisierung gegen das Pockenvirus führt auch zu einer Immunisierung gegen das Affenpockenvirus, so dass bei Bedarf eine Immunisierung mit solchen Impfstoffen (zum Beispiel Imvanex /Jynneos®) erfolgen kann [Rao et al., 2022]. In Anbetracht der geringen Herdenimmunität vor allem der jüngeren Generationen gegen die echten Pockenviren, die auf die Einstellung der Massenimpfungen gegen die Pocken zu Beginn der 1980er-Jahre zurückgeht, kann aktuell keine flächendeckende Immunität gegen Affenpocken in der deutschen Bevölkerung angenommen werden. Da die Infektionen in Deutschland bislang zu 99,8 Prozent durch Männer mit homosexueller Orientierung verursacht werden, sollte in der Anamnese bei Patienten mit entsprechenden Mundschleimhautveränderungen ein mögliches Risikoverhalten offen angesprochen werden. Bei Verdachtsfällen und entsprechend positiver Anamnese sollten die Richtlinien und Schutzmaßnahmen analog zu den COVID-19-Protokollen zur Anwendung kommen, um Infektionen in der Praxis zu vermeiden. Die empfohlene persönliche Schutzausrüstung (PSA) besteht aus einem Schutzkittel, Einweghandschuhen, einem mindestens dicht anliegenden Mund-Nasen-Schutz (MNS) beziehungsweise einer Atemschutzmaske sowie einer Schutzbrille und einer Kopfbedeckung (Haube). Bei der direkten Versorgung von Patienten mit bestätigter oder vermuteter Affenpockeninfektion müssen gemäß den Arbeitsschutzvorgaben mindestens FFP2-Masken getragen werden [RKI, 2022]. Die Diagnose einer Affenpockeninfektion wird durch einen Abstrich von einer aktiven Läsion bestätigt. In der Regel werden Hautläsionen untersucht. Wenn die oralen Läsionen der Affenpocken der Entwicklung des Hautausschlags vorausgehen, kann die Analyse dieser Läsionen zur Beschleunigung der Diagnose beitragen [Peters et al., 2022]. \ PROF. DR. DR. HANS-PETER HOWALDT Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen Foto: UK Gießen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. DR. DR. SEBASTIAN BÖTTGER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen Foto: UK Gießen SÜßSTOFFE VERSCHLECHTERN ZUCKERSTOFFWECHSEL Saccharin, Sucralose, Aspartam und Stevia verändern das orale und das fäkale Mikrobiom sowie das Plasmametabolom. Der Konsum kann auf diese Weise den Zuckerstoffwechsel verschlechtern, zeigt eine Studie aus Israel. Einbezogen wurden 120 Personen, die komplett auf nahrhafte Süßstoffe (NNS) verzichten. Man stellte fest, dass viele der anfangs 1.225 Kandidaten die NNS unwissentlich zu sich nahmen. Der Blutzuckerspiegel stieg bei Saccharin- und Sucralose-Konsum signifikant. Die größten Folgen auf das fäkale Mikrobiom hatte ebenfalls Sucralose. Beim oralen Mikrobiom schwächten sich bei Stevia vier metabolische KEGG-Signalwege und drei Module ab. Das Vorkommen von sechs Streptokokken-Arten änderte sich bei Sucralose, Fusobacterium reduzierte sich bei Saccharin, und Porphyromonas und Prevotella nanceiensis bei Aspartam. Jotham Suez et al.: Personalized microbiome-driven effects of non-nutritive sweeteners on human glucose tolerance, Published August 19, 2022, DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.07.016 24 | ZAHNMEDIZIN
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