Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1592) am Strand und in den Wäldern Tote entdeckt. Das geht einem natürlich unheimlich nah – und ja: Es gibt Momente, die sind sehr schwer. Wir kämpfen da einen ungleichen Kampf. Aber ganz ehrlich: Jedes noch so zaghafte, aber von Herzen kommende, erleichterte Lächeln von den Patienten unserer Zahnstation gibt uns immer wieder die Kraft weiterzumachen. Ich versuche mich von den Todesmeldungen abzugrenzen, soweit ich es schaffe. Aber oft beschäftigt es mich doch, sogar bis zurück in meiner Praxis in Deutschland. GROßE ABSZESSE SIND INZWISCHEN SELTEN Die Zahnmedizin ist in den Lagern leider nach wie vor immer noch unterrepräsentiert beziehungsweise wird gänzlich vergessen. Projekte wie das unsere sind die absolute Ausnahme. Nach einem Jahr zeigt sich aber, wie wichtig es ist, die Menschen im Geflüchtetenlager zahnärztlich zu betreuen. Durch die regelmäßige Präsenz von Zahnmedizinern, die kontinuierliche Betreuung und vor allen Dingen auch die ProphylaxeAufklärung und die Versorgung der Menschen mit Mundhygieneartikeln hat sich deren Zahngesundheit doch stark verbessert. Schwere Infektionen wie große Abszesse gehören mittlerweile deshalb zu den eher seltenen Behandlungen! Diese erfreuliche Entwicklung können wir allerdings nur fortsetzen, wenn weiterhin Kolleginnen und Kollegen sich für einen Einsatz zur Verfügung stellen. Das Dental EMT sucht für die Fortsetzung der Arbeit auf Chios daher weiter und ständig helfende Hände, die mindestens eine Woche im Einsatz vor Ort sein können. Die Unterkunft und ein Fahrzeug werden in aller Regel gestellt. Daneben sind auch Materialund Geldspenden aller Art herzlich willkommen. \ Das Camp wird bewacht von Polizisten in Kampfmontur. Fotos sind allerdings unerwünscht. Wir beobachten aber regelmäßig, wie die Beamten mit den Straßenhunden spielen und so kurz eine sehr menschliche Seite zeigen. Zu den Geflüchteten sind sie in der Regel ziemlich streng. Foto: Dental EMT Kaum ist die Überquerung der Ägäis geglückt und das vermeintlich sichere Land erreicht, müssen die Geflüchteten erneut fürchten, als illegale Einwanderer entdeckt zu werden. Viele verstecken sich zwischen den Sandhügeln und der Böschung, wo sie Gefahr laufen zu verdursten. Foto: Aegean Boat Report 30 | GESELLSCHAFT

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