Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1611) Da es sich bei der Fräse um einen rotierenden, knochenabtragenden Schleifkörper handelt, kann der entfernte Knochen nicht repositioniert oder gar transplantiert werden. Daher wird dieser operative Zugang, der durch die Osteotomie mit Fräsen erreicht wird, auch als osteoklastischer Zugang bezeichnet. Durch das Abtragen des Knochens kann es zur Traumatisierung der Schneider´schen Membran kommen, insbesondere bei inadäquater Wasserkühlung des Schleifkörpers. Sägen Chirurgische, oszillierende Sägen eignen sich nur bedingt zur Präparation eines lateralen Knochenfensters für den externen Sinuslift, da aufgrund der großen Sägeblätter und der oszillierenden Bewegung eine präzise und atraumatische Präparation erschwert wird. Es kann sowohl zu Perforationen der Schneider´schen Membran als auch zu Riss-Quetschwunden der oralen Schleimhaut kommen. Ein Vorteil dieser Operationstechnik ist, dass der Großteil des osteotomierten Knochens zur Reposition oder Transplantation zur Verfügung steht – allerdings ist dieser Vorteil im Verhältnis zu den Nachteilen eher zu vernachlässigen. Piezochirurgie Innerhalb der vergangenen Jahre hat sich die Piezochirurgie zunehmend für die Präparation des lateralen Kieferhöhlenfensters etabliert. Das Handstück führt eine UltraschallMikrovibrationsbewegung aus, die dazu führt, dass starre Anteile wie beispielsweise Knochen, Knorpel und Zähne, die das Instrument berühren, durchtrennt beziehungsweise abgetragen werden. Flexible Anteile wie beispielsweise die Mukosa, das Bindegewebe und die Schneider´sche Membran werden dabei lediglich in Schwingung versetzt. Damit bietet dieses Verfahren die Möglichkeit einer Durchtrennung der lateralen Kieferhöhlenwand, ohne die Schneider´sche Membran zu perforieren. Klinische Untersuchungen haben gezeigt, dass durch die Anwendung der Piezochirurgie Perforationen der Schneider´schen Membran reduziert werden konnten [Wallace et al., 2007]. Da bei der Präparation des Knochens nur ein geringer Anteil entfernt wird und der größte Teil repositioniert oder transplantiert werden kann, gilt diese Operationstechnik als osteoblastisch und grenzt sich somit von der Präparation mittels Fräsen ab. Die Piezochirurgie wurde in klinischen Studien im Vergleich zur konventionellen Osteotomie mit rotierenden Instrumenten von Patientinnen und Patienten als weniger unangenehm empfunden. Auch die Operateure berichteten von einem erhöhten Komfort im Rahmen der Piezochirurgie [Baldi et al., 2011]. Präparation der Schneider‘schen Membran Im Anschluss an die Osteotomie des Kieferhöhlenfensters erfolgt die Ablösung der Schneider´schen Membran von der lateralen knöchernen Kieferhöhlenwand (Abbildung 1d). Dazu dienen insbesondere gebogene Instrumente, die stets unter Knochenkontakt zu führen sind und in kreisenden Bewegungen angewendet werden, um eine Perforation der Schneider´schen Membran zu vermeiden. Hierbei ist ein vorsichtiges und sorgfältiges Vorgehen entscheidend für den Erfolg, da die Schneider´sche Membran die Barriere zur Kieferhöhle bildet. Neben dem Ablösen an der lateralen Wand, zirkulär des geplanten Implantats, ist eine Ablösung am Boden der Kieferhöhle sowie an der der lateralen Wand gegenüberliegenden medialen Wand ebenfalls wichtig. Somit ist mit einem ausreichenden Volumen zu rechnen, um eine erfolgreiche Sinusbodenaugmentation durchführen zu können. Nach erfolgreicher Präparation sollte zu beobachten sein, dass sich die Membran synchron mit dem Einund Ausatmen bewegt. f: manuelle Einbringung des Implantats, g: postoperative klinische Situation, h: postoperative radiologische Kontrolle Quellen: Eik Schiegnitz, MKG UK Mainz f h g ZAHNMEDIZIN | 49

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