zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1612) Das Knochenersatzmaterial Als Knochenersatzmaterial für den externen Sinuslift steht heutzutage neben dem ursprünglich verwendeten lateralen Beckenkammtransplantat eine Vielfalt an Biomaterialien zur Verfügung [Lee et al., 2012; Nkenke und Stelzle, 2009; Rickert et al., 2012; Stumbras et al., 2019]. Systematische Literaturrecherchen, die sich mit Überlebensraten von Implantaten beschäftigten, bei denen zuvor eine Sinusbodenelevation durchgeführt wurde, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen autogenen Knochentransplantaten und Knochenersatzmaterialien feststellen [AlNawas und Schiegnitz, 2014; DaneshSani et al., 2017; Starch-Jensen et al., 2018a, 2018b]. Eine Kombination von autogenem Knochen und xenogenem Knochenersatzmaterial führte in Vergleichsstudien nicht zu einer verbesserten Implantat-Überlebensrate. Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass bei alleiniger Sinusbodenelevation mit xenogenem Knochenersatzmaterial in Tierversuchsstudien ein geringerer Knochen-Implantat-Kontakt auftrat als bei einer Kombination aus xenogenem Knochenersatzmaterial und autogenem Knochen [Jensen et al., 2012, 2013]. Zudem gibt es Untersuchungen, bei denen ein Sinuslift ohne Knochenersatzmaterial durchgeführt wurde, eine sogenannte „graftless sinus floor elevation“ [Pinchasov und Juodzbalys, 2014]. Da dieser Ansatz erst seit wenigen Jahren untersucht wird, sind derzeit keine Langzeitdaten über dieses Verfahren verfügbar. Um die Membran nach dem Sinuslift in der elevierten Position zu halten, wurde von den Autoren zur Wahl von längeren Implantaten geraten [Dongo et al., 2018]. Die Positionierung einer Membran über der lateralen Zugangskavität führte nicht zu verbesserten klinischen Resultaten [Esposito et al., 2014]. Die S2k-Leitlinie „Implantologische Indikationen für die Anwendung von Knochenersatzmaterialien“ empfiehlt, dass bei einem Sinuslift ein Knochenersatzmaterial verwendet werden kann. Dabei dürfen Zahnärztinnen und Zahnärzte auf alle vorhandenen Materialien (autogener Knochen, allogenes, xenogenes oder synthetisches Knochenersatzmaterial) und Methoden zurückgreifen, da diese eine vergleichbare Erfolgsrate aufweisen. Bei einem zweizeitigen Verfahren wird jedoch erwähnt, dass ein Knochenersatzmaterial mit Resorptionsstabilität von Vorteil sein kann [Al-Nawas et al., 2020]. Applikation des Knochenersatzmaterials Zu den Knochenersatzmaterialien mit Resorptionsstabilität zählen vornehmlich Materialien xenogenen und synthetischen Ursprungs. Die einzubringende Menge an Knochenersatzmaterial ist sowohl von der Restknochenhöhe als auch von der Länge der Implantate abhängig. Sie sollte so gewählt werden, dass der komplette knöcherne Bereich, der zuvor von der Schneider´schen Membran ausgekleidet war, mit dem Augmentat bedeckt wird und dem gewünschten Volumen entspricht (Abbildung 1e). Bei einer zu geringen Menge an Knochenersatzmaterial beziehungsweise autogenem Knochen kann es dazu kommen, dass die Sinusbodenaugmentation zu klein bleibt und die Implantate über den augmentierten Bereich hinausragen würden – mit der Konsequenz, dass eine kürzere Implantatlänge gewählt werden muss. Im schlimmsten Fall muss die Sinusbodenelevation wiederholt oder eine alternative prothetische Versorgung gewählt werden. Eine zu starke Befüllung des Bereichs zwischen der Kieferhöhlenwand und der Schneider´schen Membran ist ebenfalls als ungünstig zu werten, da zunehmender Druck die Perforation der Schneider´schen Membran begünstigt. Zudem erschwert ein zu dichtes Augmentat die Bildung des Blutkoagels sowie die Angioneogenese, die den knöchernen Umbauprozessen zwingendermaßen vorausgehen muss. DER INTERNE SINUSLIFT Aufbereitung des Implantatbetts Nach der Fallplanung (Abbildungen 2a bis 2c) können die Schnittführung und anschließend die Präparation des Implantatbetts beginnen. In der Regel wird eine krestale Schnittführung angewendet. Die Aufbereitung des Implantatbetts erfolgt entsprechend den Herstellerangaben (Abbildung 2d). Um eine Perforation der Membran während der Aufbereitung des Implantatbetts zu verhindern, wird eine Aufbereitung bis zur begrenzenden Kortikalis der Kieferhöhle empfohlen. Um die knöcherne Lamelle zwischen Bohrstollen und Kieferhöhlenboden möglichst vorsichtig zu PD DR. DR. EIK SCHIEGNITZ Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Augustusplatz 2, 55131 Mainz eik.schiegnitz@unimedizin-mainz.de 2003–2009: Studium der Humanmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Université de Lausanne, Schweiz 2005–2008: Studium der Gesundheitsökonomie an der SRH Fernfachhochschule Riedlingen, Abschluss: Betriebswirt für Gesundheitsökonomie (FH/HB) 2010–2013: Studium der Zahnmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz seit 2012: Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Mainz seit 2017: Leitlinienbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI e.V.) 11/2019: Habilitation und Venia legendi im Fach Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie seit 2020: Leiter Sektion Implantologie und Augmentationschirurgie, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Mainz seit 1/2022: Chief-Editor International Journal of Implant Dentistry (IJID) Foto: Peter Pulkowski 50 | ZAHNMEDIZIN
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