Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1614) zentrifugiert wird. Als Ergebnis entsteht eine Suspension, die reichhaltig an Thrombozyten ist und das umliegende Gewebe bei der Regeneration unterstützt. Mit diesem Verfahren kann eine autogene Membran gewonnen werden, die einwandfrei biokompatibel ist. Sie kann in das aufbereitete Implantatbett eingebracht werden, wo sie mit der Schneider´schen Membran in Kontakt kommen sollte. Knochenersatzmaterial: Neben autogenem A-PRF und autogenem Knochen können auch Knochenersatzmaterialien zur Unterstützung der knöchernen Regeneration beim internen Sinuslift eingesetzt werden. Hierzu können alle zur Verfügung stehenden Knochenersatzmaterialien angewendet werden. Analog zur Applikation von A-PRF sollte sich das Knochenersatzmaterial im apikalen Bereich des Implantatbetts befinden und im Kontakt zur Schneider´schen Membran stehen. Implantation: Nach erfolgreichem Mobilisieren beziehungsweise Abtragen der Knochenlamelle zwischen Bohrstollen und Schneider´scher Membran und dem Einbringen von Knochenersatzmaterial oder A-PRF kann die Implantation erfolgen. Für das sanfte Einbringen des Implantats sollte das Implantat beim maschinellen Eindrehen eine Rotationsgeschwindigkeit von 20 Rotationen pro Minute nicht überschreiten. Alternativ kann das Implantat manuell eingebracht werden (Abbildungen 2f und 2g). Je nach chirurgischem Protokoll und der Primärstabilität kann eine sub- oder eine transgingivale Einheilung gewählt werden. Der Vorteil des internen Sinuslifts ist, dass der knöcherne Defekt mit einem Implantat aufgefüllt wird und somit keine Mund-AntrumVerbindung zustande kommen kann, da dieses Verfahren ausschließlich einzeitig durchgeführt wird. MÖGLICHE KOMPLIKATIONEN Da es bei der Sinusbodenelevation zu Komplikationen kommen kann, ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten im Vorhinein ausreichend aufzuklären. Zu den häufigsten Komplikationen zählen die Perforation der Schneider´schen Membran sowie die Sinusitis. Zudem kann es zu einer Reihe unangenehmer Therapiefolgen beispielsweise Hämatomen, Schwellungen oder Schmerzen kommen. MEMBRANPERFORATION Die Perforation der Schneider´schen Membran ist eine der häufigsten Komplikationen im Rahmen der Sinusbodenelevation. Sie kann während der Bildung des Mukoperiostlappens (Abbildungen 3a bis 3c), während der Osteotomie des lateralen Fensters, während der Aufbereitung des Implantatbetts, bei der Präparation der Schneider´schen Membran, beim Lösen der knöchernen Lamelle zwischen Implantatbett und Schneider´scher Membran und beim Einbringen des Implantats vorkommen. Dabei kann es sowohl zu Makroperforationen kommen, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, als auch zu Mikroperforationen, die nur mit Vergrößerung detektierbar sind. Sowohl beim internen wie beim externen Sinuslift haben klinische Studien gezeigt, dass die Präparation mittels Piezochirurgie mit niedrigeren Perforationsraten assoziiert war als andere Osteotomieverfahren [Stelzle und Benner, 2011; Wallace et al., 2007]. Abgesehen von der Art des Präparationsinstruments bergen die verschiedenen Präparationsarten ein vergleichbares Risiko, eine Perforation der Schneider´schen Membran zu verursachen [Garbacea et al., 2012]. Um dieses Perforationsrisiko zu minimieren, sind eine sorgfältige präoperative Diagnostik und Behandlungsplanung, die schonende und atraumatische Präparation des Knochenfensters sowie der Schneider´schen Membran unter spezieller Technik und Instrumenten als Grundvoraussetzung zu nennen. Selbst bei Anwendung und Beachtung all dieser Maßnahmen kommt es trotzdem immer wieder zu Perforationen [Fugazzotto und Vlassis, 2003]. Zur Detektion einer Perforation kann sowohl die visuelle, die taktile als auch die physiologische Integrität der Schneider´schen Membran beurteilt werden. Bei der Inspektion einer Perforation ist ein dunkles Loch in der Membran zu erkennen. Instrumentell ist eine Abwesenheit der federnden Membran zu spüren. Zudem kann von einer Perforation ausgegangen werden, wenn sich die Membran nicht mehr atemsynchron bewegt, da durch ein Loch in der Membran der Unter- beziehungsweise Überdruck beim Ein- und Ausatmen durch die Perforation ausgeglichen wird. Glücklicherweise führt eine Perforation der Membran nicht ausweglos zu einer misslungenen Sinusbodenelevation. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Operation trotz Perforation sind die Detektion und eine angemessene Therapie einer Membranperforation. In weniger vorteilhaften Fällen besteht die Möglichkeit, dass im Verlauf der Heilung Komplikationen auftreten, die von der Augmentatinfektion bis hin zum Verlust des kompletten Augmentats führen können [Choi et al., 2006]. Bei der Präparation der lateralen Zugangskavität für den externen Sinuslift kommt es häufig zu lateralen Perforationen, die leicht zu detektieren sind. Um den Defekt nicht zu vergrößern, ist es wichtig, nicht weiter an der Perforation zu präparieren, sondern durch vorsichtiges Abtragen des umliegenden Knochens weitere unversehrte Membran freizulegen. Durch dieses Manöver wird die einstige laterale Perforation zu einer zentralen Perforation. Zuvor sollte überprüft werden, ob die Wasserkühlung in ausreichendem Maß die Bohrerspitze erreicht, um keine erneute Perforation der Membran zu riskieren. Unter besonderer Vorsicht sollte die umliegende Membran vom darunterliegenden Knochen gelöst werden. Vor dem Einbringen des Knochenersatzmaterials ist es ratsam, eine rePD DR. DR. KEYVAN SAGHEB Klinik und Poliklinik für Mund-KieferGesichtschirurgie – Plastische Operationen der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat 52 | ZAHNMEDIZIN

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