Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1616) sorbierbare Kollagenmembran an der perforierten Stelle zu platzieren, um eine Verlagerung des Augmentats in die Kieferhöhle zu vermeiden. Für eine leichtere Applikation der Membran kann diese zuvor T-förmig zurechtgeschnitten werden, wobei der horizontale, obere Anteil über die Perforation gelegt wird, während der vertikale Anteil aus der Zugangskavität ragt und unmittelbar vor dem Verschluss nach innen geklappt wird. In seltenen Fällen ist eine Augmentation des Sinusbodens nicht möglich. Dabei kann die Schneider´sche Membran mit einer resorbierbaren Membran abgedeckt werden. Autogene Membranen aus A-PRF können zusätzlich zum Einsatz kommen (Abbildungen 3d und 3e). Bei einer Perforation im Rahmen des internen Sinuslifts ist es deutlich schwieriger, die Perforation zu erkennen, da sie weiter von der Knochenoberfläche entfernt liegt und schwieriger zu spülen ist als beim lateralen Fenster. Aus diesem Grund kommt zur Detektion der Perforation primär die taktile Überprüfung – mittels stumpfer Sonde – zum Einsatz. Vorteilhafterweise weicht das Komplikationsmanagement nur leicht von der regelrechten Therapie ab. Von der Applikation eines Knochenersatzmaterials sollte in diesem Fall abgesehen werden, wobei das Einbringen von A-PRF einen positiven Effekt auf die Perforationsheilung haben kann. Eine klinische Studie hat gezeigt, dass eine intentionelle Perforation der Schneider´schen Membran im Rahmen eines internen Sinuslifts nicht mit einer verringerten Implantatüberlebensrate (98,4 Prozent) assoziiert war. Jedoch hatte eine vergleichbar große Anzahl der Patienten (7/56) postoperativ leichtes Nasenbluten, während ein Patient eine Sinusitis aufwies [Jung et al., 2006]. Sinusitis Im Rahmen der Sinusbodenelevation kann es reaktiv zu einer Sinusitis kommen. Diese kann durch eine Perforation der Schneider´schen Membran, durch Fremdkörper in der Kieferhöhle oder durch die Verschleppung von Bakterien begünstigt werden. Die Therapie sollte sich aus der lokalen Anwendung von abschwellenden Nasentropfen, systemischen Antiphlogistika und gegebenenfalls einer Nasenspülung zusammensetzen. Bei anhaltenden Sinusitiden sollte eine bildgebende Diagnostik erfolgen, um die Belüftung der Kieferhöhle zu beurteilen und mögliche Fremdkörper oder Pathologien zu entdecken. Je nach Befund wird dann eine entsprechende Therapie eingeleitet. TECHNIKEN ZUM VERMEIDEN EINES SINUSLIFTS Beim Verzicht auf eine Sinusbodenelevation werden auch die damit verbundenen Komplikationsrisiken vermieden. Um Patientinnen und Patienten trotz systemischer oder lokaler Vorerkrankungen mit Implantaten zu versorgen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine Sinusbodenelevation zu vermeiden. Hierzu zählen biologische, geometrische sowie technische Methoden. Ridge Preservation Die Ridge Preservation ist eine chirurgische Methode, bei der nach der Extraktion eines Zahnes die Alveole mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt wird. Hierdurch kann die Resorption des Alveolarkamms reduziert werden [Jung et al., 2013]. Die reduzierte Resorption des Knochenkamms könnte die Wahrscheinlichkeit für die Durchführung einer Sinusbodenelevation verringern. Implantatposition Bei teilweise oder vollständig zahnlosem und atrophem Oberkiefer kann eine anteriore Positionierung von Implantaten mit Angulation nach distal die Therapie mit einem Sinuslift abwenden. Voraussetzungen hierfür sind ausreichend knöcherne Platzverhältnisse und die Anwendung angulierter Abutments. Ein Nachteil dieser Technik ist die geringere Distanz zwischen den Implantaten im Vergleich zu weiter posterior inserierten. Dies geht mit einem kleineren Unterstützungspolygon der Prothesen und einer geringeren posterioren Belastbarkeit einher. Kurze Implantate Bei moderater Verringerung der knöchernen Distanz zwischen krestalem Knochen und Kieferhöhlenboden von 4 – 6 mm können kurze Implantate zum Einsatz kommen. Bei der Aufklärung über kurze Implantate ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass im Vergleich zu Standardlängen-Implantaten das Risiko technischer Komplikationen wie Implantat- oder Abutmentfraktur erhöht ist [Papaspyridakos et al., 2018]. Zygoma-Implantate Zygoma-Implantate zeichnen sich durch eine besondere Länge aus und werden im Os zygomaticum verankert. Zusätzlich kann das Implantat durch den krestalen Oberkieferknochen stabilisiert werden. Der Insertion eines Zygoma-Implantats sollte eine intensive Planungsphase mithilfe digitaler dentaler Volumentomografie vorausgehen, um eine Verletzung der umliegenden Strukturen zu vermeiden. Im Rahmen der Informierten Einwilligung müssen Patientinnen und Patienten über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte umfassend aufgeklärt werden. \ UNIV.-PROF. DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 54 | ZAHNMEDIZIN

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