Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1640) AUS DER WISSENSCHAFT Studie: Lokale Fluoridierung wirkt auch bei Erwachsenen Elmar Hellwig Karies gehört nach wie vor zu den 50 häufigsten Erkrankungen weltweit, insbesondere die Prävalenz bei älteren Menschen steigt erheblich. Letztlich lässt sich durch eine restaurative Therapie der kariöse Prozess nur begrenzt beeinflussen, weil weder die kariogenen Eigenschaften des oralen Biofilms noch die Ernährungsgewohnheiten verändert werden. So stellt sich die Frage, ob lokale Fluoridierungsmaßnahmen bei Erwachsenen mit hohem Kariesrisiko ähnliche präventive Erfolge zeigen wie bei Kindern und Jugendlichen. Bis heute gibt es zu dieser Fragestellung nur wenige Studien, so dass die Empfehlungen zur Fluoridanwendung bei Erwachsenen hauptsächlich auf Expertenmeinungen basieren, die aus Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen extrapoliert werden. Die American Dental Association sah daher eine dringende Notwendigkeit, die Effektivität von Fluoridierungsmaßnahmen bei älteren Menschen mit sehr hohem Kariesrisiko zu untersuchen. Gleichzeitig sollten verschiedene Fluoridierungsstrategien verglichen werden. Derartige Studien sind allerdings sehr kostenintensiv und müssen über eine lange Zeit durchgeführt werden. Zudem ist Karies ein multifaktorieller Prozess, so dass man auch mögliche Verzerrungen durch Allgemeinerkrankungen, den Gebrauch von Arzneimitteln und andere Faktoren mitberücksichtigen muss. Die vorliegende Studie hatte daher den großen Vorteil, dass sie auf weitreichende elektronische Aufzeichnungen von medizinischen und zahnmedizinischen Befunden aus dem Bereich des United States Departments of Veterans Affairs (VA) zurückgreifen konnte. Die Behörde bietet US-Kriegsveteranen unter anderem eine gesundheitliche Versorgung an. Vor diesem Hintergrund wurde eine retrospektive Analyse der Longitudinaldaten zu Art und Weise, Kombinationen und Intensität von lokalen Fluoridierungsmaßnahmen in Bezug auf die Prävention von kariesbedingen Restaurationen und Extraktionen bei Hochrisikopatienten durchgeführt. MATERIAL UND METHODE Die Studie bezog sich auf Daten vom 1.10.2008 bis zum 30.06.2018, die in der Datenbank der Behörde vorhanden waren. Der 1.10.2008 wurde als Startdatum gewählt, weil es zu diesem Zeitpunkt verpflichtend war, die ICD-9-/ICD-10-Diagnostik für den Bereich Zahnmedizin anzuwenden. Die genauen Datenerhebungssysteme lassen sich der Publikation im Detail entnehmen. Aus dieser Datenbank wurden die zahnmedizinischen Befunde von Patienten mit hohem KariesFluoridlackapplikation bei einem Erwachsenen mit hohem Kariesrisiko Foto: Thomas Wrbas 78 | ZAHNMEDIZIN

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