zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1642) Veteranen, die einen Fluoridlack, ein Fluoridgel beziehungsweise eine Spüllösung erhalten hatten, signifikant weniger kariesbedingte Behandlungen erfuhren als die Veteranen, die keine Fluoridierungsmaßnahmen in diesem Sinne erhielten (bis zu 29 Prozent). Die Verschreibung einer 1,1-Prozent-Natriumfluoridzahnpasta für die Selbstapplikation zeigte keine positive Wirkung bezüglich der kariesbezogenen Behandlungsmaßnahmen im darauffolgenden Jahr. Zudem war die zweimalige Anwendung eines Fluoridlacks beziehungsweise eines Gels effektiver als die einmalige Anwendung. DISKUSSION Die vorliegende Studie ist die erste, die die Effektivität unterschiedlicher In-office-Fluoridierungsmaßnahmen im Bereich der Kariesprävention von erwachsenen Hochrisikopatienten beleuchtet. Die Ergebnisse entsprechen denen der unterschiedlichen systematischen Cochrane-Reviews, die für permanente Zähne von Kindern und Heranwachsenden publiziert wurden. Gleichzeitig lässt die vorliegende Studie den Schluss zu, dass eine mehrmalige Applikation von Fluoridlacken oder Gelen und Spüllösungen in der zahnärztlichen Praxis zu einer verbesserten Kariesprävention führt als die einmalige Applikation. Die Studie zeigt zudem, dass der Besuch einer Zahnarztpraxis mit dem Ziel der Kariesprävention ein wichtiger Einflussfaktor ist. Die Autoren der Untersuchung geben allerdings bezüglich der Qualität ihrer Aussagen zu bedenken, dass die Gesamtzahl der Zähne der Datenbasis nicht entnommen werden konnte. Zudem ließ sich nicht eruieren, ob auch andere Fluoridierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel über das Trinkwasser oder die Zahnpasta einen Einfluss hatten. Der Mundhygienestatus und Angaben zum Zuckerkonsum wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Initiale Kariesläsionen ließen sich der Datenbasis nicht entnehmen. Ein weiterer verzerrender Faktor ist sicherlich die weitgehend homogene Studienpopulation aus über 90 Prozent Männern. FAZIT Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bei Patienten mit einem hohen Kariesrisiko professionell applizierte Fluoride (Lacke, Gele) signifikant mit einem verringerten kariesbezogenen Behandlungsbedarf im Hinblick auf Restaurationen und Extraktionen korrelieren. Zudem scheinen häufigere lokale Fluoridapplikationen zu einer verbesserten kariespräventiven Wirkung beizutragen. Die Studie kann damit als Basis für die Empfehlung lokaler Fluoridierungsmaßnahmen in der Praxis auch bei älteren Erwachsenen mit erhöhtem Kariesrisiko dienen. \ Originalpublikation: Jurasic et al.: Topical Fluoride Effectiveness in High Caries Risk Adults, J Dent Res 10: 898–904 (2022), https://doi.org/10.1177/ 00220345221081524 Wash-out-Phase: keine Karies-bedingten Restaurationen keine lokalen Fluoridierungsmaßnahmen Intervention: Fluoridierungsmaßnahmen und Frequenz Ergebnis: neue Karies-bedingte Restaurationen beziehungsweise Extraktionen Erste Karies-bedingte Restauration Zweite oder letzte Kariesbedingte Restauration Jahr vor dem Indexjahr Index-Jahr (365 Tage) Jahr nach dem Index-Jahr Konzeptionelles Modell der Studie Quelle: Elmar Hellwig PROF. DR. ELMAR HELLWIG Universitätsklinikum Freiburg Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetterstr. 55, 79106 Freiburg Foto: privat 80 | ZAHNMEDIZIN
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