Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm112, Nr. 17, 1.9.2022, (1648) Das Programm Share to Care besteht aus vier Bausteinen: 1. Ärztetrainings Alle Ärztinnen und Ärzte durchlaufen ein für das Programm entwickeltes, von der Ärztekammer Schleswig-Holstein akkreditiertes Kommunikationstraining – mit CME-Punkten. Dieses besteht aus einem Online-Training, in dem ihnen anhand von Lehrbeispielen ein Grundlagenwissen zu SDM vermittelt wird. Danach nehmen sie ein reales Entscheidungsgespräch auf Video auf. Auf dieser Basis erhalten sie ein individuelles Feedback mit konkreten Verbesserungsvorschlägen. Zur Festigung der Kenntnisse wird im Verlauf erneut ein Entscheidungsgespräch auf Video aufgenommen und ausgewertet. Die Trainings werden von speziell ausgebildeten Trainern durchgeführt. 2. Entscheidungshilfen Für die häufigsten Erkrankungen jedes Fachgebiets wurden bisher 80 Entscheidungshilfen entwickelt und in den klinischen Abläufen verankert – einige betreffen auch den Bereich Zahnmedizin (siehe Kasten rechts). Dafür werten internationale Experten in Abstimmung mit den lokalen Klinikern die weltweit verfügbare Evidenz aus. Ein Medical-WritingTeam erstellt daraus patientenverständliche Texte. Die Texte werden ergänzt mit Videoclips, in denen Ärzte die verschiedenen Optionen vorstellen und betroffene Patienten über ihre Erfahrungen mit ihrer Erkrankung und während ihrer Therapie berichten. Die Texte und Videos stehen Patienten und ihren Angehörigen online zur Verfügung. Der Zugang erfolgt passwortgeschützt mit Zugangsdaten. 3. Ausbildung der Pflegekräfte Die Pflegekräfte können eine Schulung zum Decision Coach oder auch zur Entscheidungsbegleitung absolvieren. Als Decision Coach unterstützen sie die Patienten anhand einer Entscheidungshilfe bei einer speziDIE DREI ENTSCHEIDENDEN FRAGEN FÜR DIE PATIENTEN Diese Fragen an die behandelnden Ärzte führen laut Share to Care dazu, dass Patienten mehr Informationen erhalten und ihre Wünsche bei der Entscheidungsfindung stärker berücksichtigt werden. \ Welche Möglichkeiten habe ich (inklusive Abwarten und Beobachten)? \ Was sind die Vorteile und die Nachteile jeder dieser Möglichkeiten? \ Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Vorteile und Nachteile bei mir auftreten? EIN BEISPIEL AUS DER ZAHNMEDIZIN ERHALTEN ODER ZIEHEN? „In der Zahnwurzel liegen ein oder mehrere Kanäle mit Seitenkanälen, in denen Blutgefäße, Nerven und Lymphbahnen verlaufen. Dieses weiche Zahninnere nennt man auch Pulpa, Zahnmark oder Zahnnerv. Die häufigsten Ursachen für eine Entzündung des weichen Zahninneren sind Unfälle oder Karies. Die Entzündung dringt durch die verschiedenen Schichten des Zahns bis in die Pulpa und die Wurzelspitze vor. Sobald sich die Pulpa entzündet, spürt man meistens einen pochenden Dauerschmerz. Wenn die Entzündung nicht behandelt wird, kann der Zahn absterben. Die Entzündung kann chronisch werden und sich weiter auf den Kieferknochen ausdehnen. Eiter sammelt sich an und es entsteht ein Abszess. Der Abszess kann zu grippeähnlichen Beschwerden führen. Das Kinn und die Wange können anschwellen. Die Schmerzen strahlen dann weiter in andere Bereiche des Kopfs aus. Die Möglichkeiten: Auch wenn ein entzündeter Zahn noch nicht weh tut, ist es wichtig, ihn behandeln zu lassen und die Entzündung zu stoppen. Dafür stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung: 1. Der Zahn wird erhalten. Der Wurzelkanal wird behandelt („Wurzelbehandlung“). Kommt es erneut zu Problemen, kann die Behandlung wiederholt oder der Zahn doch noch gezogen werden. 2. Der Zahn wird gezogen. An seiner Stelle bekommt man ein Implantat, eine Brücke oder eine Prothese.“ An der Entscheidungshilfe waren Prof. Dr. Christoph Dörfer und Dr. Mohamed Mekhemar, Uniklinikum Kiel, beteiligt. 86 | POLITIK

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