und Süßwarenherstellern gestellt; heute ein klarer Interessenkonflikt [Krasse, 2001]. Durchgeführt wurde die Studie an den Patienten des Vipeholm-Krankenhauses, einer Institution für Menschen mit geistigen Entwicklungsstörungen im schwedischen Lund. Diese Institution bot „ideale Studienbedingungen“ an den Angehörigen einer vulnerablen Gruppe, wie der schwedische Journalist Thomas Kanger in einem CNNInterview zusammenfasste: „These ,idiots‘, which was a medical classification at the time, were gathered from smaller wards all over the country. [...] In the beginning they had 650 people and it grew up to over a thousand“ [LaMotte, 2019]. AUS EINER VITAMINSTUDIE WIRD EINE ZUCKERSTUDIE Ursprünglich als Vitaminstudie begonnen wurde das Forschungsvorhaben nach zwei Jahren ohne Wissen der Regierung in eine Zuckerstudie umgewandelt, noch einmal zwei Jahre später untersuchte man allgemeiner den Einfluss von kohlenhydratreicher Ernährung auf die Zahngesundheit. Die Versuchspersonen aßen dabei große Mengen an Süßigkeiten (Schokolade/Karamell/Toffees) und anderen zucker- und kohlenhydratreichen Speisen [Krasse, 2001]. Die Versuche führten zu vielen Fällen von Karies, die Gebisse zahlreicher Studienteilnehmer wurden zerstört. Bereits 1954 wurden erste Studienergebnisse unter dem Titel „The Effect of Different Levels of Carbohydrate Intake on Caries Activity in 436 Individuals Observed for Five Years“ veröffentlicht. Eine kritische Betrachtung dieser Studie sollte jedoch Jahrzehnte auf sich warten lassen [Petersson, 1993; Innovations Report, 2006]. WELCHE REGELN GELTEN ALS „GUTE WISSENSCHAFTLICHE PRAXIS“? Die Diskussion über erstrebenswerte Normen geht aber über die Forschung am Menschen hinaus. Dabei bilden formalisierte Regeln wie die „Gute wissenschaftliche Praxis“ und das Vermeiden von wissenschaftlichem Fehlverhalten wichtige Leitplanken. Auch grundsätzliche Fragen, wie Wissenschaft organisiert werden kann, stellen Wissenschaftstheoretiker und -soziologen schon seit geraumer Zeit. Einen solchen „Normen-Kodex der Wissenschaftler“ [Lenk/Maring, 2017, 720] formulierte etwa der US-amerikanische Soziologe Robert K. Merton (1910–2003) bereits 1942. Diese Merton’schen Normen, die auch unter dem Akronym „CUDOS“ firmieren, ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1705) 'J?9B4". 2C#><0K4". -4<:I0?4". H4<>JK+ =K0I *4I9B4 6:4<@)9B4% F&&4< "C< E 89B<J>>4% 1&0!0 2$ -'%# ) .("' .,+ /20* ;"J,4<?0I A3"/ FF 7 =?>494& FF 5IC? ()I>% G0"! 4J"#09B% <"J-5>B1I C4"0 HH 8 @BA5:5& HH 6IEB D0? HC"/0&4"> /4">0I4< 14?>0C<0>J3"4" 7; 0J>5'A5 405> J"0J>5'A5 25BA1E>1AJ4"5"/ 5J"B 05> J""4-1AJ-5" (4"4&5>5 D1#A5A J&&5>/ 5K1I +1B 9J5 ;5#5BAJK5" +4II5"% $=; FJ5 J051I5 @>K*"!E"K !E> C5#5BAJKE"K J"0J>5'A5> 25BA1E>1AJ4"5" 1II5> 3>A, ()I>% F&&4<% H4?>% G )5J" $J:DAD*>A5" = )5J"5 @J"+J>'!5JA ? .4II5 -JBE5II5 )4"A>4II5 $=; (5D> E"A5> ! GESELLSCHAFT | 15
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