Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1716) bildende Maßnahmen im Bereich Marketing wie beispielsweise einen YouTube-Kanal erfolgen. Jeden Tag nutzen Tausende deutsche YouTube BesucherInnen die Suchfunktion der Videoplattform, um sich über Themen aus dem zahnmedizinischen Bereich zu informieren. Es ist daher sehr empfehlenswert, diese kostenlosen Suchanfragen von potenziellen PatientInnen für sich zu nutzen, indem man kurzweilige Informationsvideos zu dentalen Themen produziert und diese auf der Plattform veröffentlicht. Um den Algorithmus hinter der Videoplattform „zu bestärken“ und damit die Empfehlungsrate der eigenen Videos zu verbessern, sollten pro Woche zwei oder mehr Videos veröffentlicht werden. Je interessanter und besser produziert die Videoinhalte sind, desto länger bleiben Zuschauer im Video und sind gewillt, weitere Inhalte vom gleichen „YouTube-Zahnarzt“ anzusehen. Jede Woche werden mehr Zuschauer durch die Videos auf den Zahnarzt oder die Zahnärztin aufmerksam. Stück für Stück kann so auch eine Art digitale Wissensbibliothek auf YouTube aufgebaut werden. Hier können verschiedene, wiederkehrende Themen bearbeitet und häufig aufkommende Fragen der PatientInnen beantwortet werden. Wöchentlich sollten dann neue Beiträge der Praxis hinzukommen. Dies dient nicht nur der Gewinnung von neuen PatientInnen, sondern kann auch als Serviceleistung für den bestehenden Patientenstamm betrachtet werden. Wenn ich mich entscheide, Videos für PatientInnen zu erstellen, wie kann ich dann am besten starten? Zunächst sollte Ihnen bewusst sein, dass sogenanntes „Content Marketing“ – also das Werben mit eigenen Inhalten online – niemals als ein Sprint, sondern immer als ein Marathon anzusehen ist. Die Marketingstrategie ist langfristig angelegt und braucht Zeit, bis sie ihre volle Wirkung entfaltet. Entsprechend sind ein langer Atem und eine langfristige „Content Strategie“ nötig. Erstellen Sie zunächst ein grobes Konzept für die ersten 16 Kurzvideos – bei einer Taktung von zwei Videos pro Woche reichen diese bereits für zwei Monate aus. Für unsere Kunden hat sich inzwischen ein bestimmter Video-Aufbau etabliert: Kurzvorschau, Einleitung, Hauptteil 1, Handlungsaufforderung (etwa „Buchen Sie sich gerne einen Termin für ein unverbindliches Implantat-Beratungsgespräch bei uns.”), Hauptteil 2, kurze Abmorderation. Und wie gelingt eine ansprechende Gestaltung? Ein ansprechendes YouTube-Video setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen: Bild- und Tonqualität, inhaltliche Aufbereitung, Videolänge und grafische Ausgestaltung im Schnitt (beispielsweise Namenseinblendungen, Grafiken, Infotexte), Einbindung der Videoinhalte auf YouTube. Neben einem zeitgemäßen Kamera- und Tonequipment sollte natürlich auch die Ausleuchtung des „Filmsets“ der Professionalität der Praxis gerecht werden. Vor allem bei Videos im medizinischen Bereich sollte meiner Meinung nach auf eine „helle, freundliche“ Ausleuchtung gesetzt werden. Eine derartige Lichtsituation erreicht man mit einem oder mehreren Filmlichtern in Kombination mit einer sogenannten „Softbox“. Diese erzeugt eine weiche, filmische Ausleuchtung – auch im Gesicht und auf der Haut wirkt sich das weiche Licht positiv aus. Kaufen Sie allerdings nicht „einfach drauf los“, sondern sprechen Sie zunächst mit einem Experten, welche Kamera-Licht-Ton Kombination für Ihren Fall am sinnvollsten ist. Der Inhalt des YouTube-Videos sollte für eine breite Zielgruppe verständlich und kurzweilig aufbereitet sein. Wenn Ihnen das freie Sprechen und Präsentieren der Inhalte vor der Kamera schwerfällt, kann auch auf einen sogenannten „iPad Teleprompter“ gesetzt werden. Online können derartige Hilfsmittel (die eigentlich aus der TV-Moderation stammen) schon für einen geringen dreistelligen Betrag gekauft werden. Mit ein paar Stunden Übung lässt sich mithilfe eines Teleprompters innerhalb weniger Stunden eine Vielzahl an Videos aufnehmen. Freies Sprechen braucht in vielen Fällen zwar mehrere Versuche, das lohnt sich aber auf jeden Fall: Frei eingesprochene Passagen wirken oft lockerer und authentischer als vom Teleprompter abgelesene Passagen. Hier sollte einfach ausprobiert werden. Da es sich in den meisten Fällen ja um zahnärztliche Inhalte handelt, zu denen PatientInnen täglich beraten werden, fällt es den meisten ZahnärztInnen recht leicht, frei darüber zu referieren. Über die fertig eingesprochenen Videos werden dann schließlich im Schnitt die entsprechenden Einblendungen wie Namenseinblendungen, Grafiken oder Infotexte eingefügt. Aus jahrelanger Erfahrung kann ich sagen, dass sowohl online als auch offline gilt: Authentizität und Menschlichkeit punkten mehr als überspitzte Professionalität. PatientInnen entscheiden sich in den meisten Fällen für authentische und herzliche BehandlerInnen. Daher: keine Scheu vor kleinen „Videofehlern“ oder minimalen Versprechern – diese machen Sie nahbar. Was sollte man unbedingt vermeiden? Unbedingt vermieden werden sollten „ungepflegte“ oder gar „tote” Social-Media-Kanäle. Ähnlich wie in die Jahre gekommene Webseiten wirken diese – sowohl auf potenzielle BewerberInnen als auch auf PatientInnen unattraktiv. Meine Empfehlung: Eine moderne, aussagekräftige Webseite in Kombination mit einem oder zwei aktiv bespielten Social-Media-Kanälen wie YouTube und TikTok, auf denen Sie sich stets professionell, aber trotzdem „menschlich“ präsentieren. YouTube-Videos lassen sich zudem ideal auf der eigenen Praxis Webseite einbinden und geben den Besuchern Ihrer Webseite – neben den Textinhalten – einen authentischen und greifbaren Einblick. Hier könnten auch häufig wiederkehrende Fragen in Form von Videos beantwortet werden – eine Wissensbibliothek, in der PatientInnen sich vorab informieren können. Wichtig: Dran bleiben! Noch einmal: Die OnlineVermarktung der eigenen Marke ist ein Marathon. Lassen Sie sich nicht von Rückschlägen herunterziehen – erfahrungsgemäß „funktionieren“ oftmals die Inhalte online am besten, von denen Sie es am wenigsten erwartet haben. Das Gespräch führte Nikola Lippe. 26 | TITEL

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