Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1730) Vorab muss man wissen, dass unter den Begriff „Pelikan“ gleich zwei Instrumente fallen: zum einen der Überwurf, der eine etwas andere Funktionsweise hat, zum anderen der Pelikan selbst. CHRISTUS GALT SYMBOLISCH ALS PELIKAN DER GNADE Das erste Mal beschrieben wurde das Instrument von Fabrici d’Acquapendente (1533 bis 1619). Der italienische Anatom und Chirurg – er war auch der Begründer der Embryologie – charakterisierte den Pelikan als „innwendig wie der Schnabel eines Pelikan formirt und sich mit einer Basis oder Grund (hier ist die halbrunde Abstützung gemeint) an andere Zähne anhaltend.“ Der deutsche Medizinhistoriker Karl Sudhoff (1853 bis 1938) kommentierte diese Herleitung folgendermaßen: „Der mittelalterliche Glaube sah Christus symbolisch als Pelikan der Gnade, der mit dem Haken am Schnabel seine Brust aufreißt, um mit dem quellenden Herzblut die tote Brut am dritten Tag wiederzuerwecken.“ Diese Vorstellung dürfte Sudhoff zufolge zu dem Namen geführt haben, denn es gab sicherlich mehrere Vogelarten, nach denen dieses Instrument hätte benannt werden können. Viel früher schrieb John of Gaddesden (1280 bis 1361), ein englischer Mediziner, Leibarzt und Theologe: „Man nehme ein Eisen, vorn breit und scharf schneidend vorn [innen, Anmerkung des Autors], und dann treibe man den Zahn abwärts, und damit fällt er aus.“ Für Sudhoff war dieses Werkzeug schon eine Art Pelikan. Walther Hermann Ryff (1500 EXPONATE AUS DER SAMMLUNG PROSKAUER/WITT Der zahnärztliche Pelikan Andreas Haesler Der Pelikan galt – nach der Zange, die schon vor Christi bekannt war – über Jahrhunderte als das wichtigste Extraktionsinstrument. Wann genau er zum ersten Mal benutzt worden ist, liegt im Dunkel der Vergangenheit. Es gibt verschiedene Geschichten zur Herkunft, einer zufolge hat er sich im Mittelalter aus dem Reifziehen der Bierfässer im Böttcherhandwerk entwickelt. DENTALMUSEUM SCHALTET IN DEN „ÜBERLEBENSMODUS“ Damit die explodierenden Strom- und Gaspreise nicht den Betrieb gefährden, schaltet das dentalhistorische Museum ab Oktober bis März 2023 in den „Überlebensmodus” und schließt die Türen. Was das genau bedeutet, erklärt Leiter Andreas Haesler auf zm-online (siehe QR-Code). Die eigentliche Museumsarbeit, also die Sichtung, Inventarisierung und Aufarbeitung der Exponate, die hinter den Kulissen geschieht, läuft aber weiter. Fernziel bleibt, einen Teil der Ausstellung in einer deutschen Metropole zu zeigen, um die zahnmedizinische Geschichte einem breiteren Publikum anschaulich zu machen. Das geht nicht ohne Ihre Hilfe! Sie können direkt auf folgendes Spendenkonto überweisen: Dentalhistorisches Museum Sparkasse Muldental DE06 8605 0200 1041 0472 46 Bei Angabe von Namen und E-Mail-Adresse wird eine Spendenquittung übersandt. Fotos: Dentalmuseum Zschadraß 40 | GESELLSCHAFT

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