zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1731) bis 1548) stellte 1545 in seinem Werk „Die groß Chirurgei oder volkommene Wundtartzenei“ sowohl den Pelikan als auch den Überwurf dar, daneben sind zudem Zange und Hebel abgebildet. DER ZAHNARZT MUSSTE SEHR GESCHICKT SEIN Insgesamt sehen viele bekannte Autoren und Behandler des 17. und des 18. Jahrhunderts den Pelikan kritisch: Schließlich bedurfte es schon eines sehr geschickten Zahnarztes und einer optimalen Situation, um mit dem Werkzeug einen Zahn zu extrahieren. In einer historischen Abhandlung heißt es: „Man beachte das unter der Last die Zähne nicht nachgeben“ – damit sind die Zähne gemeint, an denen sich der Pelikan abstützte, um das schadhafte Exemplar mithilfe des innen angesetzten Hakens herauszubrechen. Erst um 1740 – mit der Entwicklung des Zahnschlüssels – wird der Pelikan langsam abgelöst. Er verliert sich nach 1850, zum Hauptextraktionsinstrument werden der Zahnschlüssel und die Zange, die nach 1800 wieder aus ihrer Versenkung herausfindet. Der Hebel ist allzeit ein hilfreiches Mittel um einen Zahn zu entfernen. Der Zahnarzt Dr. Wolfgang Busch, Experte auf dem Gebiet der zahnärztlichen Extraktionsinstrumente, unterteilt die Pelikane in vier Gruppen: \ Pelikane mit einem Schaft und Widerlager, \ Pelikane mit zwei Schäften und Widerlagern (bei beiden können sowohl eine oder zwei Klauen vorhanden sein), \ Pelikane mit Endlosschraube, \ Überwürfe: Hier wird der Haken über den Zahn gelegt, das Widerlager befindet sich gegenüber, so dass der Zahn mehr oder weniger herausgehebelt wird. Der hier dargestellte Pelikan ist aus der Zeit um 1600 und gehört zur Gruppe der Endlosschraube. Er zählt zu den schönsten, die es weltweit gibt. Mithilfe des hölzernen Griffs konnte der Haken per Drehbewegung individuell eingestellt werden, je nach Größe des zu extrahierenden Zahns. Die Schraube ist eine der großen technischen Verbesserungen am Pelikan. Sehr gut sieht man an der Feststellschraube und am gedrehten Schaft des Widerlagers die künstlerische Gestaltung des Hakens. Das Exponat ist aus Eisen und Holz gefertigt und etwa 14 cm lang. Es zeugt von der hohen Qualität der Sammlung Proskauer/Witt. \ DIE PREZIOSEN AUS ZSCHADRAß Im Dentalhistorischen Museum schlummern im Verborgenen viele Schmuckstücke – der Höllenzahn, der Goldpolierhammer, Dr. Jenkins Materialkasten und viele, viele mehr. Wir stellen sie vor! ANDREAS HAESLER Leiter des Dentalhistorischen Museums in Zschadraß Foto: BZÄK GESELLSCHAFT | 41
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=