zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1742) Stammzellen in der sogenannten „apikalen Papille“ vorhanden [Sonoyama et al., 2008], sie bilden Wurzelpulpa und -dentin, bis diese Stammzellnische mit Abschluss des Wurzelwachstums schließlich verloren geht (Abbildung 5). Somit wurde angenommen, dass durch das Einströmen von Blut aus dem periapikalen Bereich Stammzellen in den Kanal eingeschwemmt werden, die dann zur Regeneration führen [Lovelace et al., 2011]. Ergebnisse aus tierexperimentellen sowie aus klinischen Studien zeigten jedoch in den Folgejahren, dass es meist zur Bildung von ektopischen Geweben im Wurzelkanal kommt, insbesondere von fibrösem Gewebe, Zement oder Knochen [da Silva et al., 2010; Wang et al., 2010]. Heute nimmt man an, dass es nur zur echten Regeneration kommen kann, wenn Restpulpagewebe im Wurzelkanal verblieben ist [Saoud et al., 2015; Austah et al., 2018], was bei Anomalien wie dem Dens evaginatus, der häufig in Fallberichten zur Revitalisierung beschrieben war, und sogar bei ausgeprägteren periapikalen Läsionen vorzukommen scheint [Banchs und Trope, 2004]. Nichtsdestotrotz kann die Revitalisierung zur Bildung eines immunkompetenten Gewebes im Wurzelkanal und somit zur „biologischen Wurzelkanalfüllung“ führen, auch ist die Stärkung dünner und frakturanfälliger Wurzelwände durch Anlagerung von Hartgewebe zwar schlecht vorhersagbar, tritt aber deutlich häufiger ein als nach dem apikalen Plug [Torabinejad et al., 2017]. TISSUE ENGINEERING DER ZAHNPULPA Die Isolation mesenchymaler Stammzellen aus verschiedenen Zahngeweben einschließlich der Zahnpulpa eröffnete Möglichkeiten für die Kultivierung dieser Zellen zum Zweck der Geweberegeneration. Dazu wurde auch auf dem Gebiet der Trägermaterialien intensiv geforscht, um geeignete Trägermaterialien zu entwickeln und um Möglichkeiten zu schaffen, Wachstums- und Differenzierungsfaktoren zu inkorporieren und kontrolliert wieder freizusetzen. Während zunächst in Zahnscheibenmodellen im Tierversuch gearbeitet wurde [Cordeiro et al., 2005], ging man bald darauf zu Dentinzylinder- und Zahnwurzelmodellen über [Galler et al., 2011; Rosa et al., 2013]. In einem häufig genutzten Modell wurde das Lumen von Pulpakammer oder Wurzelkanal mit Trägermaterial und Stammzellen gefüllt und die Konstrukte wurden subkutan am Rücken immundefizienter Mäuse implantiert. Unterschiedliche Studien wiesen die Bildung eines vaskularisierten pulpaähnlichen Gewebes nach, ebenso wie die Neubildung von tubulärem Dentin [Cordeiro et al., 2005; Galler et al., 2011; Rosa et al., 2013; Widbiller et al., 2018]. Weiterführende Untersuchungen zeigten, dass nach Transplantation von Pulpastammzellen in den leeren Wurzelkanal, zum Beispiel bei Hunden, wieder neues Pulpagewebe gebildet wird, das durch Anschluss ans periapikale Gefäßnetzwerk versorgt wird [Iohara et al., 2009; Nakashima und Iohara, 2011]. Das Prinzip der Stammzelltransplantation zur Regeneration der Pulpa ist mittlerweile in aufwendigen klinischen Studien erprobt worden. Abb. 4: Vorgehen zur Revitalisierung: a: Sicht auf die knöchernen Strukturen des periapikalen Gewebes, b und c: nach Erzeugen der Einblutung, d: Abdeckung mittels Kollagenpräparat (Parasorb Cone, Fa. Resorba, Nürnberg, Deutschland), e: Applikation von hyraulischem Kalziumsilikatzement (Biodentine, Fa. Septodont, Saint-Maur-des-Fossés, Frankreich), f: adhäsiver Verschluss a b c d e f Fotos: Kerstin Galler 52 | ZAHNMEDIZIN
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