Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1766) \ Ungestörter Heilungsverlauf (zum Beispiel ohne bakterielle Infektion), um die Reifung neu gebildeter Gewebe zu unterstützen. Diese Erkenntnisse haben unmittelbare Bedeutung und Auswirkung für das klinisch-operative Vorgehen von der Inzision und Lappenpräparation, der defektangepassten Wahl des Biomaterials bis hin zum Nahtverschluss und der postoperativen Nachsorge. KOMBINATIONSTHERAPIEN Mehrere experimentelle und klinische Studien haben gezeigt, dass das Ausmaß der regenerativen Parodontaltherapie durch den verfügbaren Platz unter dem mukoperiostalen Lappen begrenzt wird. Insbesondere bei sogenannten „non-contained“, aufgrund der Defektmorphologie nicht-stützenden vertikalen Defekten wurden verschiedene Kombinationsprotokolle vorgeschlagen, einschließlich der Verwendung von Knochentransplantaten oder -ersatzmaterialien in Kombination mit GTR oder EMD. Erkenntnisse aus präklinischen und klinischen Studien deuten darauf hin, dass Kombinationsansätze bestimmte Vorteile bei nicht-stützenden oder großen vertikalen Knochendefekten und Grad-IIFurkationen bieten können. Der Hauptgrund für die Verwendung von Knochentransplantaten oder -ersatzmaterialien besteht darin, die Raumbereitstellung und Stützung der Weichgewebe sicherzustellen, während die parodontale Regeneration mit einer Membran oder mit EMD gefördert wird. Auch ist zu bedenken, dass jede Kombinationstherapie die Kosten der Operation deutlich erhöht. WACHSTUMS- UND DIFFERENZIERUNGSFAKTOREN UND AUTOLOGE BLUTKONZENTRATE In den vergangenen Jahrzehnten wurden eine Vielzahl von Wachstumsund Differenzierungsfaktoren (Growth and Differentiation Factors = GDFs), wie die aus Blutplättchen gewonnenen Wachstumsfaktoren (PDGF), Fibroblastenwachstumsfaktoren (a/b FGF) und morphogenetische Knochenproteine (BMPs), und verschiedene Formulierungen autologer Blutkonzentrate auf ihr Potenzial zur Unterstützung der parodontalen Wundheilung und -regeneration zumeist in experimentellen, präklinischen aber auch in klinischen Studien untersucht [Stavropoulos & Wikesjö, 2012]. Dies hat beispielsweise in den USA zur Zulassung eines Präparats bestehend aus einem rekombinanten, also gentechnisch hergestellten, humanen PDGF-BB auf einem beta-Tricalciumphosphat-Träger geführt. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass diese Produkte in absehbarer Zeit in Europa zur Verfügung stehen werden. Deshalb hat sich das Interesse erneut den autolog gewonnenen Thrombozytenkonzentraten, die zahlreiche Wachstumsfaktoren enthalten, zugeAbb. 4: Regenerative Therapie eines tiefen intraossären Defekts am Zahn 12 mit einem Schmelzmatrixderivat (Emdogain): Intraoperativ war ein ausgedehnter, fast bis zum Apex reichender ein- und zweiwandiger Knochendefekt klar ersichtlich. Nach Konditionierung der Wurzeloberfläche mit EDTA wurde das Schmelzmatrixderivat auf die blutfreie Zahnoberfläche und in den Defekt appliziert. Die klinische Situation fünf Jahre nach Therapie zeigt eine Sondierungstiefe von 2 – 3 mm und eine knöcherne Auffüllung des intraossären Defekts. Quelle: Anton Sculean

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