Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1776) AUS DER WISSENSCHAFT Postoperative Komplikationen nach Extraktion des unteren dritten Molaren Peer W. Kämmerer Jeder chirurgische Eingriff ist mit Komplikationsrisiken verbunden. Nicht zuletzt deshalb bleibt die chirurgische Entfernung von Weisheitszähnen ohne pathologischen Befund umstritten. Zur individuellen Abwägung von Nutzen und Risiken gehört das Wissen über die Art und Häufigkeit postoperativer Komplikationen. Erstaunlicherweise existieren nur wenige große prospektive Studien zu diesem Thema. Eine japanische Arbeitsgruppe hat jetzt eine Multicenterstudie zur Prävalenz und zu den Risikofaktoren nach Extraktion des unteren dritten Molaren publiziert. Die Extraktion/Osteotomie des unteren dritten Molaren stellt in der zahnärztlich-chirurgischen Routine den am häufigsten durchgeführten Eingriff dar. Während die verschiedenen chirurgischen Verfahrensweisen – von der Schnittführung bis hin zur Koronektomie – gut etabliert sind, unterscheiden sich die Schwierigkeit der Zahnextraktion und die Häufigkeit postoperativer Komplikationen je nach dem individuellen Hintergrund des Patienten. Die chirurgische Entfernung eines retinierten unteren dritten Molaren, der keine Symptome oder pathologischen Befunde aufweist, als vorbeugende Maßnahme bleibt unter Klinikern umstritten. Zu den genauen Indikationen sei auf die aktuelle S2k-Leitlinie „Operative Entfernung von Weisheitszähnen“ verwiesen, die unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie (DGMKG) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) erarbeitet wurde und noch bis 2024 gültig ist. Zu den häufigsten postoperativen Komplikationen bei der Extraktion der unteren Weisheitszähne gehören Schwellungen, Schmerzen, Kiefergelenkbeschwerden wie Trismus, Blutungen, „trockene“ Alveolen, Infektionen und sensorische Veränderungen in Bezug auf den Nervus alveolaris inferior oder den N. lingualis. Insgesamt werden Komplikationsraten von knapp fünf bis 31 Prozent der Fälle angegeben. Nichtsdestotrotz existieren nur wenige große prospektive Studien zu den postoperativen Komplikationen, weshalb sich Yamada und Kollegen im Rahmen einer observativ-prospektiven Multicenterstudie in Japan mit der Erstellung eines potenziellen Behandlungsprotokolls für untere dritte Molaren inklusive der Prävalenz und der Risikofaktoren postoperativer Komplikationen beschäftigten. Abb. 1: Klinischer Situs nach Osteotomie des tief impaktierten und verlagerten Zahnes 38: Die Alveole wurde mit einem Kollagenschwamm aufgefüllt. Foto: Peer W. Kämmerer 86 | ZAHNMEDIZIN

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