Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

los nachhaltig und wie kommt recyceltes Papier bei den Patienten an? Und jedem Praxischef und jeder Praxischefin sollte bewusst sein, dass die Rechnerleistung und die Internetnutzung sehr wohl auch CO 2 produzieren. Besonders interessant, weil derzeit von noch größerer Relevanz: der Energieverbrauch. Dieser macht etwa 15 Prozent des CO 2 -Fußabdrucks einer Zahnarztpraxis aus. Zu Buche schlagen hier besonders der Autoklav, das RDG und der Kompressor. Hier rät die BZÄK zu einem Vergleich des Energieverbrauchs beim Neukauf und erinnert an viele oft gehörte Aspekte des Energiesparens – Stoßlüften, gut isolierte Heizkörper, Wechsel zu LEDLeuchtmitteln und Ausschalten aller Geräte, die die Möglichkeit dazu bieten. Ganz am Ende der Broschüre ist extra eine Checkliste für den Kauf von Neugeräten angeführt – wenn sich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Praxen, die bauen oder renovieren, können langfristigere Maßnahmen einplanen und die Räume nicht nur mit Grünpflanzen grüner gestalten. Das reicht von Natur- und ökologischen Baumaterialien über ein begrüntes Flachdach oder eine installierte Solaranlage bis zu reflektierenden Glasfenstern. Außerdem kommt der Hinweis für finanzielle Förderung von Steckdosen für E-Autos. QUECKSILBER, ALUMINIUM UND BAMBUS Auch der Bereich der Entsorgung spielt eine wichtige Rolle. Während wohl die meisten Patienten beim Stichwort Abfall aus Zahnarztpraxen an Amalgam und Quecksilber denken, sehen viele Praxismitarbeiter die täglich anfallenden Mengen an Plastikmüll aus Plastikbechern, Einwegspritzen, Handschuhen, Einmalinstrumenten, Mundhygieneprodukten und vielem mehr. Ein erster wichtiger Schritt wäre hier die Sensibilisierung des Teams, etwa indem ein Abfall-Guide in der Praxis aufgehängt wird. Jeder kann die Big Five – Aluminium, Glas, Kunststoff, Papier „Wo manch andere Greenwashing betreiben, möchten wir konkret werden ... Die Broschüre ist keine Pflicht, sondern eine Ideensammlung als Impuls für die Praxen. Sie soll definitiv keine neue Bürokratie bedeuten.“ Konstantin von Laffert, Vizepräsident der BZÄK und Vorsitzender des BZÄK-Ausschusses Nachhaltigkeit, Praxisführung und Hygiene Nicht nur im Wartebereich, sondern auch in den Behandlungszimmern wird den Patienten das Wasser aus Gläsern angeboten. Das hat sich seit der Praxiseröffnung vor mehr als 30 Jahren nicht geändert. Ebenfalls unverändert seitdem: Es gibt Handtücher statt Papierservietten und wiederverwendbare OP-Kleidung statt Einmalkittel. KAFFEE-ERSATZ SOLL KÜNFTIG DAS KLIMA SCHÜTZEN Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke weltweit. Weil der Transport aus den Anbauregionen jedoch nicht gut fürs Klima ist, arbeiten Start-ups an Alternativen. Statt schnödem Malzkaffee setzen sie auf Ersatz aus recycelten pflanzlichen Abfallprodukten (Atomo Coffee, USA), gezüchtete Pflanzenzellen aus dem Bioreaktor (VTT, Schweiz) oder Fermentierung mit gezüchteten Mikroben der Kaffeekirsche (Compound, USA). Dadurch sollen bis zu 93 Prozent weniger CO2 als bei herkömmlichem Kaffee emittiert und 94 Prozent weniger Wasser verbraucht werden, rechnen die Start-ups vor. Bitterer Beigeschmack aus deutscher Perspektive: Bis zur Marktreife des bohnenlosen Kaffees aus der Schweiz dauert es noch. 20 | PRAXIS zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1818)

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