Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1842) ZAHNERHALTUNG MIT ANPASSUNGSFÄHIGEN GOLDLEGIERUNGEN Warum Gold der Goldstandard bleibt Ute Gerhards, Tomas Lang, Frank Löring, Eckhard Busche, Peter Gängler Im Zuge der Einführung zahnfarbener Keramiken sind Goldrestaurationen allzu schnell in den Hintergrund getreten. Soll die Frage nach der besseren Versorgung jedoch nicht nur kosmetisch, sondern funktionell unter Berücksichtigung des Langzeitüberlebens beantwortet werden, ist das Rennen um den Status als Goldstandard längst nicht entschieden: Goldrestaurationen haben mit einer Überlebensdauer über mehr als drei Jahrzehnte hinweg die Messlatte sehr hoch gelegt. Und es gibt noch mehr Argumente für die Renaissance des alten Werkstoffs. Sollte Gold (wieder) stärker als Goldstandard wahrgenommen und in der Therapie berücksichtigt werden? Wir meinen ja. Wenn es um den Zahn stabilisierende Restaurationen mit fast allen Teilkronen und manchen Kronen-Versorgungen im Seitenzahnbereich geht, ist das Material ohnehin immer Goldstandard geblieben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Von allen Restaurationsmaterialien, die als Legierungen oder Verbundwerkstoffe vorliegen, bietet Gold \ die höchste funktionelle Stabilität bei geringster Materialstärke, \ die beste Anpassung an die individuelle Abrasion und Attrition von Schmelz und Dentin, \ die sicherste Biokompatibilität und \ die längste nachgewiesene Funktionszeit bei Teilkronen. So sind hochgoldhaltige Legierungen nach unserer Auffassung eher zu Unrecht in stetig sinkendem Gebrauch, im Gegensatz zum Zirkon, das sich als Keramikformulierung wegen seiner nicht anpassungsfähigen Härte auch zu Unrecht in stetiger Zunahme befindet. EIN KURZER BLICK IN DIE GESCHICHTE Pierre Fauchard (1678–1761) schrieb im zweiten Teil seines zweibändigen Lehrbuchs „Le chirurgien dentiste“ („Tractat Von den Zähnen“, Berlin, 1733) zum Gold: „Es gibt etliche, so für besser halten, daß man geschlagen Gold zur Ausfüllung der cariösen Holigkeiten in den Zähnen Abb. 1: Akute Pulpitis an Molar 16: a: radiografischer Ausgangsbefund mit klinisch deutlicher Infraktion von mesial und deren Progression bis zur Mitte ohne Wurzelbeteiligung (b: mit Sondenspitze), c: minimal-invasive endodontische Zugangskavität mit Wurzelkanalfüllungen an den beiden bukkalen Kanälen (oben), dem palatinalen Kanal (mitte) und einem disto-bukkalen vierten Kanal (unten), d: radiografischer Therapiebefund vor der restaurativen Versorgung a b c d Quelle: Tomas Lang ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 44 | TITEL

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