zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1844) wertet. Die größte (1.325 Teilkronen) und über den längsten Zeitraum (35 Jahre) durchgeführte Studie stammt aus diesem Jahr von einer Kooperation niedergelassener Praxen mit den Universitäten Freiburg und Berlin [Rehm et al., 2022]. Dabei wurde eine Erfolgsrate von 93,9 Prozent bei einer mittleren Beobachtungszeit von 18,8 +/- 5,7 Jahren erreicht. Im Vergleich von SilberamalgamFüllungen zu Composite-Füllungen war die Erfolgsrate nach zwölf Jahren Funktionszeit 75,6 Prozent versus 84,7 Prozent [Opdam et al., 2010], also leicht besser für CompositeFüllungen, aber deutlich schlechter als bei ausgedehnten Gold-Teilkronen. Im Cochrane-Report von 2021 sind Composite-Versorgungen mit Amalgam-Füllungen nahezu gleich erfolgreich bewertet. Folgt man dem biologischen Konzept der anpassungsfähigen Restaurationen in allen vier kauaktiven Sextanten, so ergibt sich eine natürliche Reihung der Materialien: \ Composite-Füllungsmaterialien haben über 30 Jahre erfolgreiche klinisch-kontrollierte Studien vorzuweisen [Pallesen und van Dijken, 2015; Montag et al., 2018]. Sie folgen der individuellen Abrasion und Attrition in den Kavitätenklassen I und II mit geringer und mittlerer Ausdehnung durch stetige klinische und rasterelektronenmikroskopische Verbesserung der okklusalen Grenzbeziehungen, mit niedrigem Randkaries-Risiko und kosmetisch optimaler Farbanpassung. \ Hochgoldhaltige Legierungen haben mit ihrer Härte und Duktilität über mehr als 30 Jahre ebenso viele erfolgreiche klinisch-kontrollierte Studien vorzuweisen [Studer et al., 2000; Rehm et al., 2022]. Für ausgedehnten Substanzverlust, der zu Teilkronen führt, sind sie optimal geeignet. \ Silberamalgame sind durch Composite-Materialien verdrängt worden. Wenngleich Amalgame durch zunehmende Verwendungseinschränkungen politisch ausgesteuert werden, bleiben sie rein zahnmedizinisch gesehen trotzdem eine Goldalternative bei der Versorgung ausgedehnter Dentinverluste. \ Dentalkeramiken: Die In-vitroAbrasionsrate von monolithischen Zirkon-Restaurationen an der Oberfläche ist deutlich niedriger als die von Feldspat-Porzellan oder selbst von Schmelz. Eine neuere Metaanalyse [Aljomard et al., 2022] stellt das als wünschenswerte Eigenschaft dar, obwohl das gerade das Gegenteil von anpassungsfähigen Restaurationen ist, die sich doch den dynamisch verändernden Zahnmustern anpassen sollten und eben nicht umgekehrt. Außerdem fehlen klinisch belastbare und longitudinal kontrollierte Studien über mehr als 25 Jahre. INDIKATIONEN HOCHGOLDHALTIGER RESTAURATIONEN Goldguss-Restaurationen haben ihre Hauptindikation in der Versorgung der Black-Kavitätenklasse II und werden entsprechend der Defektausdehnung und des Restaurationsumfangs in Inlay, Onlay, Overlay und Teilkrone unterteilt. Jede Gold-Restauration sollte von einer Motivation zu guter Mundhygiene, reduzierter Kariesaktivität sowie von stabilen parodontalen Verhältnissen begleitet werden. Tatsächlich ist die Gold-Restauration von stark zerstörten Zähnen mit ihren optimal gestaltbaren gingivalen und subgingivalen Übergängen auch besonders dann indiziert, wenn eine hohe Karies- oder Parodontitiserfahrung in der Vergangenheit vorlag. Ausschlaggebend ist immer die zahnmedizinische und nicht die materialkundliche Prognose. Gold-Restaurationen sind in der Regel nicht als Primärversorgungen indiziert. Mittelgroße Kavitäten der Black-Klassen I + II wurden in der Vergangenheit häufig mit ein- oder mehrflächigen Inlay-Restaurationen versorgt. Die Weiterentwicklung der Composite-Technologie und die damit verbundene defektorientierte Präparation und Schonung von Zahnhartsubstanz sowie der Wunsch der Patienten nach zahnfarbenen Restaurationen hat zu einer sehr eng Abb. 3: Molar 16: Digitaler Scan-Befund der Zähne 16 und 17 mit Nachpräparation von 16 zur okklusalen Anpassung und Messung des Antagonistenabstands Abbildungen: Eckhard Busche, Ute Gerhards DR. TOMAS LANG ORMED, Institute for Oral Medicine at the University of Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 45, 58455 Witten Foto: privat 46 | TITEL
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