Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1850) PATIENTENFALL Vom Gold zur Keramik und wieder zurück Tomas Lang, Peter Gängler Dieser Patientenfall einer Primärversorgung mit nachfolgender Teilkronenversorgung zeigt die klinischen Konsequenzen des Einsatzes der Restaurationsmaterialien Keramik und Gold. Nach 13 Jahren Tragen eines Langzeitprovisoriums in Form einer Vollkeramik-Teilkrone aus monolithischem Lithiumdisilikat fiel die Wahl zurück auf Gold. Ein Patient mit einem dreiflächigen suffizienten Goldinlay stellte sich 2009 mit den klinischen Symptomen einer DentinInfraktion („Dentin crack“) vor. Die Aufbiss-Schmerzempfindung war regelmäßig kurzfristig, ausgelöst insbesondere beim Loslassen, so dass klinisch eine akute Pulpitis ausgeschlossen werden konnte. Die Therapieentscheidung war deshalb eine keramische Teilkronenversorgung mit Lithium-Disilicat (LDS) nach korrektem Pulpaschutz mit Zink-PhosphatZement (Harvard Dental International, Hoppegarten, Deutschland) (Abbildung 1). Die Präparation umschloss den Dentinkern, um eine ausreichende Stabilisierung zu erreichen (Abbildung 1b). Die okklusale Gestaltung entsprach dem individuellen Abrasionsmuster eines damals 39-Jährigen. Schmelz und Dentin wurden durch Phosphorsäureätzung und Anwendung eines 3-Flaschen-Adhäsivs (Syntac®, Classic, Ivoclar Vivadent, Liechtenstein) vorbereitet, die Keramik mit Flusssäure-Gel (15 Sekunden) geätzt und mit Monobond S silanisiert (30 Sekunden Warmluft). Die Teilkrone mit dem vorgewärmten Composite wurde mit Ultraschall adaptiert. Nach Entfernung der Composite-Überschüsse mit Sonde und Zahnseide, gefolgt von der Applikation mit Airblocker-Gel zur Vermeidung der Sauerstoff-Inhibitionsschicht und finaler Lichthärtung (Abbildung 1d) wurde ein klinisch akzeptables Ergebnis erreicht. Der Patient war innerhalb von zwei Wochen beschwerdefrei. Dreizehn Jahre später stellte sich der Patient im Jahr 2022 (Abbildung 2a) erneut mit einem Rezidiv vor. Die Aufbissbeschwerden waren vergleichbar mit denen aus 2009. Die klinische Untersuchung zeigte eine durchgehende Keramik-Fraktur über die ganze Okklusionsfläche (Abbildung 2a, Pfeile), die in der OP-Mikroskopvergrößerung (unten) deutlich sichtbar wird. Nach Entfernung der frakturierten Teilkrone erschien am Kavitätenboden eine durchgehende Infraktion von mesial nach distal (Abbildung 2b, Pfeile). Auch hier war der Infraktionsverlauf in der Mikroskopvergrößerung (unten) deutlich verfolgbar. Nach leichter Erweiterung der Teilkronen-Präparation (Abbildung 2c) wurde eine hochgoldhaltige Teilkrone konventionell gegossen und mit Zink-Phosphat-Zement (Harvard Dental International, Hoppegarten, Deutschland) unter Kofferdam aktiv zementiert. Während der Entfernung des Provisoriums war die Unterfüllung herausgefallen, mit dem Zink-Phosphat-Befestigungszement war ein sicherer Pulpaschutz wieder gewährleistet. DISKUSSION Eine aufwendige Teilkronen-Versorgung mit Keramik stabilisiert den Zahn in seiner bio-mechanischen Integrität in dem Maß, wie es der Abb. 1: Molar 26 im Jahr 2009 a b c d Fotos: Tomas Lang 2009 52 | TITEL

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