Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1872) ken gegenüber den Alternativen dargestellt werden. INDIKATION \ Traumatischer Verlust eines oberen Schneidezahns im Alter zwischen acht und zwölf Jahren ohne und mit Reimplantation \ Erfolglose Reimplantation (Wurzelresorption und Lockerung) \ Fehlender Abschluss des Wurzelwachstums, weites Foramen apikale und Avitalität. Eine endodontische Aufbereitung ist aufgrund des divergierenden Wurzelkanals schwierig. ZEITPUNKT UND AUSWAHL DES TRANSPLANTATS In der Regel sollte bei einem Frontzahnverlust im Oberkiefer ein Prämolar mit einer Wurzel verwendet werden. Die Wurzel einwurzeliger Prämolaren und deren Form sind in einer Schneidezahnalveole passfähiger und geeigneter für die parodontale Regeneration als ein Prämolar mit zwei Wurzeln. Der Prämolar sollte nach Möglichkeit aus dem Unterkiefer entnommen werden, da bei einem Misserfolg zwei Zähne innerhalb eines Kiefers fehlen würden. In der Regel wird die Extraktionslücke kieferorthopädisch mittels skelettaler Verankerung geschlossen. Zuvor ist die Anlage des dritten Molaren im betreffenden Quadranten zu prüfen, der nach kieferorthopädischer Einstellung mit dem zweiten Molaren des Oberkiefers okkludiert. Das Wurzelwachstum des Transplantats sollte zum Zeitpunkt der Entnahme nicht mehr als zwei Drittel betragen. Dies kann eine operative Freilegung notwendig machen (Abb. 3). DISKUSSION Bei einer Häufigkeit des Frontzahnverlusts von drei bis vier Prozent, vornehmlich im Alter zwischen acht und zwölf Jahren müssen in die Therapieplanung entwicklungsbezügliche Vorteile und Gegebenheiten einbezogen werden. Für den orthodontischen Lückenschluss können die Vorteile der Dentitionsdynamik besonders genutzt werden, während der definitive Zahnersatz temporärer Zwischenlösungen bedarf. Für die Autotransplantation von Zahnkeimen in die Alveole nicht erhaltungswürdiger Zähne oder bei Aplasie wird ebenfalls die Dynamik der Dentition und des fortschreitenden Kieferwachstums nutzbar gemacht. Die große Regenerationspotenz des Zahnkeims, insbesondere während des Wurzelwachstums, ist Garant für deren Fortsetzung und den Erhalt der Vitalität in einer neu präparierten Alveole. Andreasen et al. [2007] bezeichnen die Neuformierung des Parodonts als den Schlüssel für eine erfolgreiche Transplantation. Zwei Drittel des Wurzelwachstums, ein offenes Foramen apicale (> 2 mm) und ein einwurzeliger Prämolar aus dem Unterkiefer gibt er als ideale Voraussetzungen für eine Erfolgsrate von 100 Prozent an. Eine weitere Voraussetzung ist die rasche Transplantation von der Spender- in die Empfängeralveole. Die Präparation der Schneidezahnalveole mit einem Dummy garantiert die optimale Passfähigkeit. In beiden Falldarstellungen wurden diese Bedingungen eingehalten. Eine Besonderheit stellt die Kombination von kieferorthopädischem Lückenschluss und Autotransplantation im zweiten Fall dar. Hier war vor der Rekonstruktion mittels Kompositaufbau eine Bewegung des Transplantats und der rechten Seitenzahnreihe erforderlich. Beides gestaltete sich ohne Probleme und sollte auch beim Verlust Abb. 8: Einheilung der Zahnkeime 44 und 34 drei Monate nach Transplantation Abb. 9a: Röntgenbefund nach Transplantation 44 und 34 Abb. 9b: Röntgenbefund sechs Monate nach Transplantation: Die Regeneration des Parodontalspalts und eine beginnende Obliteration des Pulpencavums signalisieren den erfolgreichen Einheilungsprozess. Foto: G. Bellmann Fotos: Harzer 8 9a 9b 74 | ZAHNMEDIZIN

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