Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1876) taurationen immer wieder anpassen. Insbesondere bei jungen Patienten im Wachstum ist dies von Vorteil, um bei Veränderungen der Gingivaverhältnisse die rekonstruierten Zähne ihren Nachbarzähnen anzupassen (Verschluss schwarzer Dreiecke, zervikale Ausformungen). Trotz der im Vergleich zu Keramik stärker von Alterungsprozessen betroffenen Kompositrekonstruktionen liegt deren Erfolgsrate gemessen über 17 Jahre bei 90 Prozent mit einer mittleren jährlichen Verlustrate von 0,6 Prozent [Baldissera et al., 2013]. Eine Metaanalyse bestätigte die guten Überlebensraten von Kompositrekonstruktionen und zeigte mittlere Erfolgsraten nach zehn Jahren für Klasse-III-Restaurationen von 95 Prozent und für Klasse-IV-Restaurationen von 90 Prozent [Heintze et al., 2015]. Auch die Sorge der potenziellen parodontalen Kompromittierung der an tiefe Kompositrekonstruktionen angrenzende Gewebe kann bei korrekter Durchführung dieser Technik vernachlässigt werden. Hahn et al. zeigten, dass die parodontale Gesundheit durch direkte Kompositrekonstruktionen nicht negativ beeinträchtigt wird [2020]. \ KOMPOSITAUFBAU ZUR UMFORMUNG DER TRANSPLANTIERTEN ZÄHNE AUS PATIENTENFALL 2 Umformung am Beispiel des Prämolaren 44 in den zentralen Inzisivus 11 und des Caninus 13 in den seitlichen Inzisivus 12 mittels Komposit Planung: \ Zahnfarbbestimmung: In der Regel wird die Dentinmasse an den zervikalen Bereich des Zahnes angepasst und die Schmelzmasse entsprechend der Inszisalkante des Nachbarzahns ausgewählt [Allgeier et al., 2019]. Farbverläufe und Besonderheiten wie Infrakturlinien, white spots oder weißlich eingefärbte Perikymatien sollten dabei berücksichtigt werden. \ Gingivektomie am transplantierten Zahn 44 \ Sensibilitätstest: Die Zähne neo 12, 21 und 22 reagierten thermisch sensibel und der transplantierte Zahn neo 11 reagierte elektrisch sensibel. \ Funktion: Die Patientin führte Okklusionsbewegungen (Laterotrusion nach links und rechts sowie Protrusionsbewegungen) aus, um herauszufinden ob eine Rekonstruktion im gewünschten Ausmaß überhaupt möglich ist und ob eine zusätzliche Rekonstruktion der Eckzahnführung nötig wird, bevor die Schneidezähne rekonstruiert werden können. \ Anfertigung von Planungsfotografien sowie Alginatabdrücken vom Ober- und Unterkiefer mit einem Bissregistrat für ein diagnostisches Wax-up der Zähne 13, 44, 21 und 22 sowie für die Herstellung eines Silikonschlüssels (Abb. 14). \ Morphologie: - 13: massivere Zahnkrone im Vergleich zu 22, - 44: mit circa 1,5 mm zu niedrigem Margo gingivae, - 21: circa 2 mm zu kurze klinische Krone, - 22: circa 2 mm zu kurze klinische Krone und circa 2,5 mm zu niedrigem Margo gingivae (Abb.15) Umformung und Rekonstruktion: \ Verwendung eines mehrschrittigen Adhäsivsystems und einer individuellen Matrizentechnik [Klaiber et al., 2001; Klaiber, 2006] \ Aufbau sowohl mit niedrigviskösem Komposit als auch mit hochvisköser, modellierbarer Dentin- und Schmelzmasse \ Formgebung und Entfernung von Vorkontakten: Wichtige Formaspekte sind – neben der Außen- und der Innenkurvatur – die Berücksichtigung der Zahnlänge und die interinzisalen Dreiecke (Abb. 15). \ Ausformung, Politur und abschließende Kontrolle der Funktion/Eckzahnführung \ Kontrolle und Feintuning – Anfinitur von Überhängen/ Quellungen und Politur der rekonstruierten/umgeformten Zähne auf Hochglanz (Abb. 15) 78 | ZAHNMEDIZIN

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