Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

der Prophylaxe fehlt und Bedenken hinsichtlich der Sicherheit bestehen. Seit Änderungen in den amerikanischen Leitlinien 2007 sowie in den europäischen Leitlinien 2009 soll die Antibiotikaprophylaxe auf Patientinnen und Patienten mit höchstem Risiko (stattgehabter Klappenersatz, stattgehabte Endokarditis, bestimmte angeborene Herzfehler) beschränkt werden, wenn jene zahnärztlichen Eingriffen mit hohem Risiko (Manipulation der Gingiva oder der periapikalen Region) unterzogen werden [Habib et al., 2009; Wilson et al., 2007]. Mehrere Studien haben die Auswirkungen der geänderten Leitlinien auf die Inzidenz der infektiösen Endokarditis untersucht und dabei gemischte Ergebnisse erzielt: In frühen Berichten wurde kein Anstieg der Inzidenz festgestellt, wohingegen neuere Studien, die sich über längere Zeiträume erstrecken, auf einen Anstieg der infektiösen Endokarditis hindeuten [Duval et al., 2012; Desimone et al., 2012; Pant et al., 2015; Dayer et al., 2015]. ANSTIEG DER STREPTOKOKKENVERMITTELTEN ENDOKARDITIS Daher haben wir gemeinsam mit sechs universitären Herzzentren in Deutschland untersucht, ob der restriktivere Einsatz der Antibiotikaprophylaxe mit Veränderungen der Inzidenz der infektiösen Endokarditis bei chirurgisch behandelten Patienten vor und nach der Veröffentlichung der ESC-Leitlinien von 2009 einherging [Weber et al., 2022]: Unsere retrospektive Studie umfasste die Daten von fast 5.000 herzchirurgischen Patientinnen und Patienten mit infektiöser Endokarditis. Diejenigen, die sich nach der Leitlinienänderung einer Operation wegen einer infektiösen Endokarditis unterzogen, waren signifikant älter und hatten mehr Komorbiditäten wie Bluthochdruck, Diabetes, periphere arterielle Verschlusserkrankung, präoperative akute Nierenschädigung oder koronare Herzkrankheit. Wir beobachteten zunächst einen Rückgang der Streptokokken-bedingten infektiösen Endokarditis zwischen 1994 und 2009 (Abbildung 3). Ein möglicher Grund für den anfänglichen Rückgang der Streptokokken-Endokarditis könnte in der damals besseren Prävention und der verbesserten Mundhygiene sowie der Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten liegen, da die Mundhöhle die Eintrittspforte für orale StreptokokkenBakteriämien darstellt. Nach 2009 konnten wir jedoch einen signifikanten Anstieg der StreptokokkenAbb. 2: Endokarditische Auflagerungen auf den Klappensegeln einer entfernten AortenklappenProthese Foto: Klinik für Herzchirurgie, Uniklinik Köln PD DR. MAXIMILIAN LÜHR Klinik für Herzchirurgie, herzchirurgische Intensivmedizin und Thoraxchirurgie, Herzzentrum der Universität zu Köln Kerpener Str. 62, 50937 Köln maximilian.luehr@uk-koeln.de Foto: MedizinFotoKöln, Uniklinik Köln zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1879) There is nosubstitutefor quality /BK >!K&B8:BECK' H%G ,<JGCKHJ::K4 7KC&C 6KECK::K'* 6AE$D."K'C8:ED#!-"K I9@3230;.>$D:KBHKG B"K8: H%G "BK 1K8G6KBCA'F ?#' IBG=#'#)B"+5KG8(B= ! (0&"#/4'#/3/2+#&.*2% ! $1$& )-+./%4&#,+*2% ! $1$& (+/2'"&#+

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