Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1928) Das ist besonders dann wichtig, wenn zusätzliches Expertenwissen benötigt wird, nachdem der Patient mit seinem Hauszahnarzt über Brücken oder Implantate, Zahnersatz oder kieferorthopädische Maßnahmen gesprochen hat. Auf dem Zahnarztstuhl befindet sich der Patient meist in einer Stresssituation, Fragen kommen nicht selten im Nachhinein auf, die er dann neutral beantwortet haben möchte. ÜBER 31.000 BERATUNGEN IN EINEM JAHR Dann kann er sich kostenlos eine Zweitmeinung einholen. Die neutralen Beratungszahnärzte können den HKP erläutern, Unterstützung bei der anstehenden Behandlungsentscheidung leisten und auch Alternativen aufzeigen. Die persönlichen Gespräche finden in den Zahnärztehäusern Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Tübingen, im Notfalldienstzentrum Heidelberg sowie in den zahnärztlichen Fortbildungsinstituten in Karlsruhe und in Stuttgart statt. Wie wichtig eine vertrauensvolle und fachlich fundierte Kommunikation für die Patienten ist, zeigen Zahlen der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung von 2020: Mit über 31.000 zahnmedizinischen Beratungen sind die Beratungsstellen von Kammern und KZVen mit großem Abstand die meistbesuchte Anlaufstelle für Patienten. Rund ein Drittel der bundesweit Ratsuchenden werden von ihrer Krankenkasse auf die zahnmedizinische Patientenberatung aufmerksam gemacht. In Baden-Württemberg waren es 36,15 Prozent – der Kammer zufolge ein großer Vertrauensbeweis der Kostenträger. Die aktuellsten Zahlen für das Land stammen aus 2021: Insgesamt 3.770 Beratungen wurden geführt, davon waren 392 persönliche Gespräche zur Einholung einer Zweitmeinung. Darunter sind Frauen mit 63,5 Prozent unter den Ratsuchenden in der Mehrheit. Das gilt auch für GKV-Versicherte, die fast 90 Prozent der Beratungsfälle ausmachen. LL WESTFALEN-LIPPE IST SEIT 1996 AM START In Westfalen-Lippe können sich seit 26 Jahren Patienten kostenfrei über zahnärztliche Themen eine zweite Meinung einholen. Jeden Mittwoch werden die Anfragen telefonisch von einem Beraterteam aus erfahrenen Zahnärzten beantwortet. „Die Patientenberatungsstelle fungiert dabei als unabhängiger Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten. Wir sind sehr stolz, dass wir über die Jahre bereits mehr als 20.000 Ratsuchenden weiterhelfen konnten“, berichtet Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Dabei sei es immer das wichtigste Ziel, die Anliegen der Patienten ernst zu nehmen und am Ende eine sachgerechte Lösung zu finden. KZV-Chef Dr. Holger Seib: „Weitere wichtige Aufgaben unserer Patientenberatung sind sachliche Informationen zu Behandlungsverfahren, Materialien und modernen Versorgungsformen oder auch Informationen zu komplexen Abrechnungen oder zu umfangreichen Planungen von Behandlungen.“ Auch die zahnärztliche Begutachtungsstelle in Westfalen-Lippe feierte 2021 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie soll Klarheit im Fall eines möglicherweise vorliegenden Behandlungsfehlers schaffen und helfen, Konflikte außergerichtlich aufzuklären und zu lösen. „In vielen Fällen konnte so ein aufwendiges und langwieriges Gerichtsverfahren vermieden und dennoch Sachverhaltsaufklärung und Rechtsfrieden herbeigeführt werden. Das macht die Arbeit der Begutachtungsstelle so bedeutsam“, sagt Rieckesmann. Foto: Zahnärztekammer Westfalen-Lippe „Während der Pandemie sind unsere Berater ins Homeoffice gewechselt. Das hat prima funktioniert und hat auch der Nachfrage nicht geschadet – ganz im Gegenteil“, berichtet das Team der Beratungsstelle Westfalen-Lippe. Foto: IZZ BW Bisher sind zwei geschulte Berater im Video-Einsatz. Eine Team-Erweiterung ist geplant, weil das Format so gut ankommt. Die Mitarbeiter sprechen von einem großen Mehrwert im Vergleich zur reinen Telefon-Beratung – aufgrund der möglichen „Visualisierung“ der Fragestellung. 18 | POLITIK

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