Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

inhaltete eine detaillierte Anamnese und einen Fragebogen sowie die Evaluation der klinischen Qualität der subgingivalen Restauration und der parodontalen Verhältnisse der behandelten und der Kontrollzähne. Dabei wurden die Sondierungstiefe und der klinische Attachment-Level sowie gingivale und parodontale Indizes erhoben. Die Untersucher wurden mit einem entsprechenden webbasierten Training kalibriert. Zudem wurden Blutungsindizes und Plaqueansammlungen dokumentiert. Ergänzend wurden die Kompositrestaurationen entsprechend den modifizierten FDIKriterien beurteilt (für die detaillierten Charakteristika und die statistische Auswertung sei auf die Originalpublikation verwiesen). ERGEBNIS Bezüglich der gingivalen und parodontalen Gesundheit ließ sich feststellen, dass der Blutungsindex (bleeding on probing) bei den Test- und Kontrollzähnen nicht signifikant unterschiedlich war. Interessant war, dass die Anwendung von Interdentalbürsten einen signifikanten Einfluss auf die gingivale Gesundheit hatte. Auch bezüglich der Plaqueakkumulation ließen sich keine Unterschiede zwischen den Test- und Kontrollzähnen feststellen. Bei der Beurteilung der klinischen Qualität der Restaurationen zeigte sich, dass 70 Prozent aller Restaurationen klinisch akzeptabel waren und keine der Restaurationen, die nicht in diese Kategorie einzuordnen waren, tatsächlich ersetzt werden musste. DISKUSSION UND EINORDNUNG In dieser retrospektiven Studie zeigte sich eindeutig, dass tiefe subgingivale direkte Restaurationen nicht mit einer vermehrten parodontalen oder gingivalen Entzündung einhergingen. Allerdings ist unter anderem eine Voraussetzung, dass die Interdentalhygiene mit entsprechenden Bürstchen durchgeführt wird. Speziell gab es keinen Unterschied bei den Charakteristika „bleeding on probing“ zwischen den Test- und Kontrollzähnen. Es muss jedoch beachtet werden, dass in der vorliegenden Studie eine relativ geringe Patientenzahl nachuntersucht wurde. Daher sollten weitere klinische Studien mit einer größeren Patientenzahl durchgeführt werden. Offensichtlich werden glatte, randspaltfreie Kompositrestaurationsränder vom parodontalen Gewebe gut toleriert. Es sollte zusätzlich erwähnt werden, dass die Anfertigung der tief subgingival endenden Restaurationen sehr techniksensitiv ist und daher sehr sorgfältig durchgeführt werden sollte. Speziell die Kontrolle des gingivalen Randes der Restauration ist häufig nur mit einem Röntgenbild möglich. KLINISCHE RELEVANZ Zusammenfassend kann man feststellen, dass es sich bei dem vorgestellten Restaurationsverfahren um eine vielversprechende Möglichkeit handelt, sowohl auf eine Kronenverlängerung als auch auf die Extrusion beziehungsweise sogar Extraktion eines Zahnes zu verzichten, wenn die Restauration sorgfältig gelegt wird und die Patienten bereit sind, eine adäquate Interdentalraumhygiene zu betreiben. \ Originalpublikation: Muscholl et al.: Retrospective Clinical Evaluation of Subgingival Composite Resin Restorations with Deep-Margin Elevation; J Adhes Dent 24: 335–344 (2022) Quelle: Cornelia Frese Abb. 1: a: Klinische Situation einer tief subgingivalen Restauration nach 9,5 Jahren: Es zeigen sich entzündungsfreie Verhältnisse von Gingiva und Parodont bei guter häuslicher Mundhygiene mit Nutzung von Interdentalraumbürstchen. Die Sondierungstiefen liegen bei 2 mm, kein Bluten nach Sondieren feststellbar. b: Röntgenografische Situation einer tief subgingivalen Restauration nach 9,5 Jahren: Zur Verdeutlichung wurde eine Linie zwischen der ersten und der zweiten Restauration gezogen: Die Kastenelevation (l = erste Phase) geht am marginalen Rand stufenlos in die Zahnoberfläche über. Die Deckrestauration (ll = zweite Phase) stellt die Kronenmorphologie mit Approximalkontakt wieder her. a b PROF. DR. ELMAR HELLWIG Universitätsklinikum Freiburg Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetterstr. 55, 79106 Freiburg Foto: privat zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1955) ZAHNMEDIZIN | 45

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