Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

erleben musste, war und ist manchmal haarsträubend. Es ist daher absolut kein Zufall, dass die Novelle der zahnärztlichen Approbationsordnung so lange gedauert hat. Mir geht es bei diesem Satz nicht um standespolitische Kuschelrhetorik: Wenn gestritten werden muss, muss gestritten werden. Denn natürlich gibt es vielerlei zentrifugale Kräfte in einer großen Berufsgruppe wie dem zahnärztlichen Berufsstand und diese haben auch ihre Berechtigung. Sie müssen nur in den einzelnen berufspolitischen Institutionen ausbalanciert werden. Unser Berufsstand als Ganzes ist aber eingebettet in den größeren Kontext der Gesundheitspolitik. Trotz berufsständischer Selbstverwaltung sind wir bei der Gestaltung zentraler inhaltlicher Aspekte immer auf den Gesetzgeber angewiesen. Ob es um die Finanzierung der Ausbildung, die Verabschiedung einer neuen GOZ, Reglementierungen für die Berufsausübung, Dokumentationen und so weiter geht – nie zuvor waren wir so tief eingebunden in gesetzgeberische oder auf der Ebene der Länder und Kommunen auch in exekutive Kontexte. Da ist es wichtig, als Berufsstand mit einer Stimme zu sprechen, um etwas zu erreichen. Und heruntergebrochen auf die Universitätszahnkliniken ist es genauso: Wenn alle Zahnis zusammenhalten, besteht eine Chance, im medizinischen Leistungskannibalismus zu bestehen – wenn nicht, werden wir kleingekürzt. Unter Ihrer Führung ist die Zusammenarbeit der DGZMK mit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) enger geworden. Was kann die Wissenschaft berufspolitisch beitragen? Die DGZMK ist die Stimme der wissenschaftlichen Zahnmedizin in Deutschland. Und in dieser Eigenschaft ist sie fundamental wichtiger Partner und Bindeglied der Standesorganisationen. Ich bin sofort nach meiner Amtseinführung auf BZÄK und KZBV zugegangen und habe mich mit Dr. Eßer und Dr. Engel, und später dann mit Prof. Benz, abgestimmt. Ich bin dort in der ganzen Zeit auf offene Ohren, erreichbare Handynummern und blitzschnelle SMS-Kontakte gestoßen. Das ist nicht selbstverständlich. Und so sind wir in den wichtigen Dingen wie Pandemie, Paro-Strecke, GKV-Stabilisierungsgesetz, AmalgamPhase-out und vielen anderen Themen permanent im direkten Kontakt gewesen. Bei allen Anhörungen im BMG oder beim G-BA wurde ich als Vertreter der Deutschen Wissenschaft in der Zahnmedizin mitgenommen und objektiv angehört. Das war wunderbar. Nicht vergessen darf man in diesem Kontext auch die Leitlinienarbeit, die die DGZMK federführend koordiniert und mitfinanziert. Dieses Backbone müssen wir in Zukunft weiter ausbauen, einfach weil es noch Lücken aufweist. Viele fürchten, mit zu vielen Leitlinien landen wir eines Tages bei einer Checklisten-Medizin, in der die Freiheit des Arztes individuell zu heilen, untergeht. Sehen Sie diese Gefahr? Das wird ja oft ins Feld geführt, ich sehe die Gefahr nicht. Aber: Die Politik hätte das schon gerne so, noch lieber gleich auch justiziabel ausgestaltet. Aber das ist nicht die ärztliche und zahnärztliche Realität. Jede kieferorthopädische Behandlung, jeder Wurzelkanal, jedes orale Mikrobiom ist individuell verschieden. Jeder Patient ist eine eigene biologische Variation und letztlich einzigartig und so individuell müssen wir natürlich auch behandeln. Diese Freiheitsgrade des individuellen Therapierens müssen sich in den Leitlinien wiederfinden. Und zum Glück sind es ja Mediziner, die die Leitlinien schreiben und – Gott bewahre – keine Juristen. Solange das so bleibt, mache ich mir keine Sorgen. Sie haben viele Impulse zu Trends in der Zahnmedizin gegeben – zuletzt mit einer Pressekonferenz zur Ernährungszahnmedizin. Welche Bedeutung hat die Ernährung in der Zahnmedizin? Diese Pressekonferenz war seit 2019 geplant, 2022 haben wir es dann endlich geschafft. Das Thema Ernährung zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1967) www.ich-bin-endo.de © 12/2021 · 10012807v.002 ProcodileQ. Eine neue Dimension der Sicherheit. Kernkompetenz, weiter gedacht. POLITIK | 57

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