zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1982) einem Horrorfilm auf (Tab. 2). Allerdings war nach den Entgleisungen zuvor ein neuer Realismus eingekehrt (Abb. 1). Zudem erfuhr das Klischee des angeblich mehr als wohlhabenden Berufsstands deutliche Risse. Die Quote von fast einer Rolle jährlich blieb konstant, dennoch wurde alles ein wenig weiblicher. In 13 Produktionen waren immerhin eine Zahnmedizinstudentin und vier Zahnärztinnen zu sehen – Hannelore Elsner, Ulrike Folkerts und Doris Dörrie (Abb. 2) zählen zu den prominentesten. Großstädtisch, professionell, einfühlsam und fast immer mit Assistenz – so präsentierten sich die medialen Kolleginnen wie ihre meist in Nebenrollen agierenden Kollegen. Die Extraktion erlebte filmisch eine Renaissance unter perfekten hygienischen und Anästhesie-Bedingungen: Mundschutz, Handschuhe und Schutzbrille gehörten infolge von Hepatitis-B- und AIDS-Infektionen [Hardie, 1983; Modarresi-Tehrani, 2000] nun zur üblichen Kostümierung wie einstmals der Rückenschluss-Kittel. Die Regisseure bemühten sich nun aktiv und in fast dokumentarischer Weise darum, dem Kinopublikum die erreichten Standards zu demonstrieren. Doch längst standen männliche wie weibliche Leinwand-Figuren im Schatten der Fernsehkonkurrenz: Mehr als 20 Zahnärzte kann man in TV-Filmen und -serien dieses Zeitraums nachweisen [Petzke, 2009]. Im 21. Jahrhundert (2006–2018) Das neue Jahrtausend bot dem KinoZahnarzt immer weniger Raum auf der großen Leinwand (Tab. 3). Dies ist zum Teil der fortbestehenden Popularität der TV-Kollegen geschuldet. Doch selbst die zuvor stets gehaltene Quote von einem Werk pro Jahr bricht für die Kinoproduktionen deutlich ein (vier in 15 Jahren). Ähnliches kann von der Geschlechterverteilung behauptet werden: Imponierten die ersten fünf Jahre des 21. Jahrhunderts noch mit einem erstaunlich hohen Anteil an Zahnmedizinerinnen (fünf von acht) (Abb. 3), dominierten in den folgenden wieder die männlichen Kollegen das Kinogeschehen (drei von vier) – auch wenn die einzige Hauptrolle des filmischen Quartetts von einer Schauspielerin gespielt wurde. Die Mehrzahl der neuesten Produktionen kann dem Genre des Dramas zugeordnet werden, der Rest besticht durch heiteren Duktus. Die Profession selbst ist selten der Ursprung der Verwicklungen – nur in „Was bleibt“ befeuert das finanzielle Wagnis einer eigenen Praxis den übergeordneten Konflikt. In den übrigen drei Werken ist dagegen eine Schilderung der beruflichen Tätigkeit als Stigma kennAbb. 2: Zurück auf Los! (2000): Standbild, ö Filmproduktion GmbH in Zusammenarbeit mit dem ZDF, Regie Pierre Sanoussi-Bliss, Doris Dörrie als Zahnärztin SPIELFILME MIT ZAHNARZT-MOTIV (1990–2005) Nr. 2–1 2–2 2–3 2–4 2–5 2–6 2–7 2–8 2–9 2–10 2–11 2–12 Tab. 2, (DEFA = Deutsche Film AG; *Zahnärztin/Studentin) Titel Der Streit um des Esels Schatten (DEFA) Schramm Stadtgespräch Die Apothekerin Zurück auf Los* Suck my Dick* Mutti – der Film* Halbe Treppe Frau fährt, Mann schläft* Mädchen Mädchen 2 – Loft oder Liebe* Glück auf halber Treppe Check it out (verschollen) Jahr 1990 1993 1995 1997 2000 2001 2002 2002 2004 2004 2005 2005 Regisseur Walter Beck Jörg Buttgereit Rainer Kaufmann Rainer Kaufmann Pierre Sanoussi-Bliss Oskar Roehler Klaus Purkart u. a. Andreas Dresen Rudolf Thome Peter Gersina Thomas Jacob Michael Stelzer Foto: Pro-Fun / Mit freundlicher Genehmigung von Herbert Klemens, Filmbild Fundus. 72 | GESELLSCHAFT
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=