Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1918) Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief per Mail an: leserbriefe@zm-online.de oder per Post an: Redaktion Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. DER RICHTIGE RESTAURATIONSWERKSTOFF GOLDRESTAURATION EHER AUSNAHME ALS GOLDSTANDARD Zur Titelgeschichte „Zahnerhaltung mit anpassungsfähigen Goldlegierungen: Warum Gold der Goldstandard bleibt“, zm 19/2022, S. 44–50. Als junger Zahnarzt, der ich kaum zwei Jahre im Beruf bin, kann ich mir aktuell nicht vorstellen, der breiten Masse an Patienten Gold als Versorgung empfehlen zu können. Folgende Punkte stören mich und diese Aspekte finde ich im Artikel auch nicht ausreichend diskutiert: 1. Vollkeramische Werkstoffe aus Zirkon oder LithiumDisilikat-Keramik lassen sich heutzutage problemlos auch chairside verwenden und optimal in einem digitalen Workflow ohne technikintensive und -sensitive Schritte wie Aufwachsen, Einbetten, Gießen etc. verarbeiten. Wie die Autoren selbst bemerkt haben, lässt sich Gold aktuell noch nicht auf die gleiche einfache und (kosten)effektive Weise verarbeiten wie zum Beispiel Keramik-Rohlinge. 2. Der Vergleich zu Lithium-Disilikat-Keramik fehlt leider im Artikel. Über die Abrasionsfestigkeit von Oxidkeramiken, insbesondere wenn nach einigen Jahren der Glanzbrand verloren gehen sollte und darunter eine unpolierte Oxidkeramik zum Vorschein kommt, wird ja bereits seit Längerem diskutiert. Ein Vergleich mit Materialien wie beispielsweise IPS e.max®, die sich im Mund aufgrund ihrer geringeren Härte deutlich anders verhalten, wurde leider nicht gezogen. 3. Viele Patienten empfinden nicht zahnfarbene Restaurationen als unattraktiv oder sogar beschämend, wenn für Außenstehende sichtbar wird, dass Zähne offensichtlich Leserforum Foto: pictworks – stock.adobe.com restauriert werden mussten. Einem Patienten, der sich eine ästhetisch ansprechende Restauration wünscht, könnte man dann immer noch eine VMK-Krone anbieten, wobei hier die Überlebensrate aufgrund von Abplatzungen der Verblendung deutlich schlechter ausfallen dürfte als bei nicht Verbund-Werkstoffen. 4. Befestigung: Hier bleiben die Autoren den Nachweis schuldig, dass bei der adäquaten Anwendung und Verarbeitung von adhäsiven Befestigungsmaterialien Pulpadegenerationen und Nekrosen in mindestens größerer Zahl auftreten können als bei konventionellen Zementen. Was ist zudem mit der Gefahr einer Sekundärkaries an Restaurationsrändern nach einem Auswaschen der Zementfuge oder der Befestigung an Zahnstümpfen mit geringerer Retention? 5. Nachhaltigkeit: Im klassischen Workflow, wie er nach wie vor der Standard für Goldrestaurationen sein dürfte, fallen viel mehr Abfälle an als dies bei einem zum Beispiel chairside realisierbaren Workflow mit Keramik der Fall ist. Die Gewinnung des Rohstoffs Gold findet zudem unter höchst bedenklichen Umständen und größten Umweltschäden statt. Alles in allem finde ich es sehr gut, nicht nur blauäugig für jede Indikation keramische Werkstoffe in Betracht zu ziehen, insbesondere aufgrund des hohen Hartsubstanzverlusts, der für eine adäquate anatomische Gestaltung beispielsweise der Kaufläche und des Präparationsrandes erforderlich ist. Nichtsdestotrotz wird eine Goldrestauration für mich auch in Zukunft eher die Ausnahme als der Goldstandard sein. David Lukas Stark, Münster

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