zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1990) HILFSEINSATZ IN GHANA Übernatürliche Behandlungen Philipp König, Justus Lampe, Alicia Sitte, Hediyeh Daneshpour Weit über den Schreibtisch gebeugt, der den Behandlungsstuhl ersetzte, dabei ziemlich verdreht in der Haltung und immer mit einer Stirnlampe ausgestattet: Bei unserem Hilfseinsatz unter anderem in SOS-Kinderdörfern und einem „Witch Camp“ in Ghana mussten wir uns den Gegebenheiten vor Ort stark anpassen. Und dennoch – oder gerade deshalb – war dieser Einsatz eine der wertvollsten Erfahrungen, die wir machen konnten. August 2022, fünf intensive Wochen in Ghana warten auf unser kleines Team. Schon lange hatten wir, eine bunte Truppe aus zwei approbierten Zahnärztinnen aus München und zwei Zahnmedizinstudenten aus Bonn und Münster, mit dem Gedanken gespielt, in einem Hilfsprojekt zahnärztliche Hilfe für Menschen ohne Zugang zu dieser Versorgung zu leisten. Nach der Kontaktaufnahme zum Verein „Dental Volunteers e. V.“ entschieden wir uns für das Land im Herzen Westafrikas. Trotz einer aufstrebenden Wirtschaft ist Ghana nach wie vor – besonders in den nördlichen Regionen – stark von Armut betroffen. Der Verein hat dort eine dentale Grundausrüstung deponiert, die wir mit vielen weiteren Spenden von verschiedenen Dentalfirmen und Apotheken ausbauen und auf den neuesten Stand bringen wollten. Mit großer Vorfreude landeten wir in der Hauptstadt Accra, die sich im Süden des Landes befindet. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es per Inlandsflug weiter in den Norden nach Tamale. Und von dort in ein SOSKinderdorf, wo wir die erste Woche unseres Hilfsprojekts verbrachten. VIELE KINDER MIT DESOLATEN GEBISSSITUATIONEN ... Nachdem wir mit Screenings den Behandlungsbedarf ermittelt hatten, folgten vor allem Zahnreinigungen, Füllungstherapien und Extraktionen. Nicht selten bekamen wir bei sehr jungen Patienten bereits desolate Gebisssituationen zu Gesicht. Nach Abschluss der Behandlungen bei den Kindern behandelten wir auch die Angestellten des Kinderdorfes. Große Aufmerksamkeit erzielten wir mit einem Vortrag über Zahnpflege – mit umfangreicher Zahnputzdemonstration für die Kids. Unser Lohn waren dankbare, strahlende Kinderaugen. Nach neun arbeitsreichen Tagen in Tamale war unser nächstes Ziel die Diözese Yendi, etwa eineinhalb Stunden weiter östlich. Dort waren wir für mehr als eine Woche lang die Gäste von Bischof Vincent. Jeden Morgen wurde unser Equipment auf Die Umstände erforderten oftmals stundenlanges Behandeln im Stehen. In einem Koffer befindet sich die mobile Behandlungseinheit. Besonders wichtig war uns eine gründliche Vorarbeit, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Leider kam es hin und wieder zu Stromausfällen. PHILIPP KÖNIG Zahnmedizinstudent an der RFWU Bonn im 8. Fachsemester Foto: privat 80 | GESELLSCHAFT
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