zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1991) die Ladefläche des Pick-ups geladen, um ein neues Ziel zu erreichen. Wir begannen unsere Behandlungen im Dorf Bachabordo, wo auch vor allem Kinder zu unseren Patienten zählten. Auffällig war eine Vielzahl an Strukturstörungen. Kariöse Läsionen waren hier nur selten zu beobachten, was wir uns durch den eingeschränkten Zugang zu zuckerhaltigen Konsumgütern in den nördlichen Regionen Ghanas erklärten. Zufrieden, aber auch müde, verließen wir Bachabordo nach zwei ereignisreichen Tagen mit einem lebendigen Huhn und zehn Eiern als Geschenk im Kofferraum. ... UND ÄLTERE VERBANNT IN „WITCH CAMPS“ Am nächsten Tag ging es weiter nach Gnani. In Ghana besteht nach wie vor der Glaube an Hexerei und übernatürliche Kräfte, dem vor allem ältere Menschen zum Opfer fallen. Ist man einmal der Hexerei bezichtigt, gibt es meist keinen anderen Ausweg als ein Leben im Exil. Gnani ist eines der drei sogenannten „Witch Camps“ im Norden, wo sich diese Menschen in Communities zusammenfinden, um in Frieden leben zu können. Wie man vermuten kann, ist die medizinische Versorgung dort sehr schlecht. Wir blieben für zwei sehr intensive Tage. Aufgrund der äußerst schlechten Mundhygiene und der stark fortgeschrittenen PA-Erkrankungen standen in vielen Fällen primär Extraktionen auf unserer Behandlungsliste. Wir verteilten zudem Zahnbürsten und -pasta, da viele der Patienten keine besaßen. Unsere nächsten zwei Ziele unter der Koordination des Bischofs waren Tatale und Chamba. In Tatale lernten wir einen netten Arzt kennen, der eine lokale Klinik leitet und zugleich der einzige Arzt vor Ort ist. Bei einem abendlichen Bier erzählte er uns viel über das Leben und das Gesundheitssystem in Ghana. Auch in diesen beiden Ortschaften war der Bedarf an zahnmedizinischen Behandlungen sehr groß, sodass zwölfstündige Arbeitstage keine Ausnahme waren. Aufgrund des enormen Andrangs konnten nicht immer alle Wartenden versorgt werden. Mitte August ging es dann im Bus zunächst weiter nach Kumasi und anschließend nach Tema in die jeweiligen SOS-Kinderdörfer. In Tema blieben wir bis zum Ende unserer Reise. Da im August Schulferien in Ghana sind, waren in den beiden SOS-Kinderdörfern im Vergleich zu Tamale nur wenige Kinder anwesend. Wir setzten deshalb unseren Schwerpunkt auf die Behandlung der Communities, in denen Familien aus sozial benachteiligten Verhältnissen unterstützt und betreut werden („Family Strengthening Program“). Der Patientenandrang war hier ebenfalls sehr groß und die Tage entsprechend lang. Insgesamt können wir sagen, dass wir auf fünf Wochen voller intensiver Eindrücke und Erfahrungen zurückschauen. Wir würden solch einen Einsatz jederzeit wieder machen und sind glücklich, diese Zeit gemeinsam erlebt zu haben! Für uns steht fest, dass wir zurückkommen wollen – wenn es möglich ist. \ Zu unserem Einsatzteam gehörten die Zahnärztin Alicia Sitte, die beiden Zahnmedizinstudenten Justus Lampe (9. Fachsemester) und Philipp König (8. Fachsemester) sowie die Zahnärztin Hediyeh Daneshpour (v.l.n.r.). Das gemeinsame Zähneputzen-Üben im SOS-Kinderdorf Erschöpft, aber auch glücklich verließen wir nach fünf anstrengenden Tagen Chamba in Richtung Yendi, wo wir noch einen Tag lang die Priester, Schwestern und Angestellten der Diözese behandelten. Als Dankeschön haben wir diese Trachtenkleider geschenkt bekommen – passen prima. Fotos: Philipp König GESELLSCHAFT | 81
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