Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2025) Wider die Vernunft Sehr schnell wird man merken, dass man damit nicht weit kommt. Fraglich, was dann kommen wird. Der Herbst und der Winter dürften spannend werden, denn das Verhältnis zwischen der Regierung und der Zahnärzteschaft beziehungsweise Ärzteschaft wird auf absehbare Zeit sicherlich eher unterkühlt bleiben. In diesem Heft beschäftigen wir uns in der Titelstory mit der Diagnostik und Therapie der Kiefergelenkluxation. Wir stellen das Update der S3-Leitlinie vor. Um Folgeschäden einer Kiefergelenkluxation zu vermeiden, sind eine korrekte Diagnosestellung sowie die zügige Einleitung einer adäquaten Therapie essenziell. Das Update gibt Ihnen einen Überblick über aktuelle Empfehlungen im Bereich Diagnostik und Therapie. Außerdem stellen wir eine Studie vor, die die Langzeitergebnisse von Implantaten bei Parodontitispatienten beleuchtet. Die aktuelle prospektive Studie präsentiert die 20-jährigen klinischen Ergebnisse von Implantaten, die bei Patienten mit Parodontitis in der Vorgeschichte eingesetzt wurden im Vergleich zu parodontal gesunden Patienten. Daneben berichten wir neben vielem Weiterem über die ZFA-Ausbildungszahlen des Jahres 2022. So viel sei verraten, es sieht nicht ganz so schlecht aus, wie man vielleicht denken mag. Viel Spaß bei der Lektüre. Sascha Rudat Chefredakteur Aller massiven und lautstarken Kritik aus den Gesundheitsberufen zum Trotz: SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz durch den Bundestag gebracht. Die Änderungen, die final noch eingeflossen sind, sind marginal. Die zahnärztlichen und ärztlichen Standesorganisationen hatten auf allen Kanälen versucht, die Verantwortlichen doch noch davon zu überzeugen, dass Kürzungen mit dem Rasenmäher der falsche Weg sind und die gesundheitliche Versorgung nachhaltig schädigen können. Doch es half alles nichts. Für die zahnärztliche Versorgung bedeutet das, dass die Budgetierung wieder eingeführt wird. Dass es für vulnerable Gruppen bei der PAR-Therapie eine Ausnahmeregelung gibt, ist leider nur eine Minimalkorrektur. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse des fast zeitgleich vorgestellten Barmer-Zahnreports, wonach die zahnmedizinische Prävention von enormer Bedeutung ist, aber es noch Ausbaubedarf gibt, mutet es wie ein Treppenwitz an, dass die im vergangenen Jahr mit enormem Aufwand eingeführte PAR-Behandlungsstrecke jetzt durch die Hintertür wieder kassiert wird. Die Folgen werden in diesem Jahr wohl noch nicht zu spüren sein. Im kommenden Jahr umso mehr. Doch neben den Konsequenzen für die Patientenversorgung gibt es noch zwei weitere Ebenen, auf denen das Gesetz fatale Folgen haben wird: Die Praxen können die drastisch steigenden Kosten in allen Bereichen – vor allem bei der Energie – nicht an die Patientinnen und Patienten weitergeben. Anders als eine Gaststätte oder eine Bäckerei lassen sich die höheren Kosten eben nicht so ohne Weiteres an die Kunden weitergeben – wobei es natürlich auch hier Grenzen gibt. Aber die Budgetierung zusammen mit dem immer höheren Kostendruck macht die Wirtschaftlichkeit der Praxen zunehmend schwierig. Das Signal, das damit an junge Zahnärztinnen und Zahnärzte geht, ist mehr als fatal. In Zeiten, in denen der Nachwuchs immer öfter die Anstellung der Niederlassung vorzieht, weil er ein hohes sechsstelliges Investitionsvolumen bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Unsicherheit scheut, ist es ein Unding, dass ein Bundesgesundheitsminister diesen Trend durch eine derart kurzsichtige Politik noch massiv vorantreibt. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich Lauterbachs Beliebtheitswerte unter Zahnärzten und Ärzten langsam denen von Ulla Schmidt, seiner sozialdemokratischen Vorgängerin im Amt, annähern dürften. Und das muss man als Arzt erst einmal schaffen. Anstatt die „Leistungserbringer“ ins Boot zu holen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, werden kurzfristig Finanzlöcher gestopft. Foto: Lopata/axentis EDITORIAL | 03

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