zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2058) liegende Muskelstränge erst im späteren Krankheitsverlauf betroffen [Barker et al., 1987]. Weiterhin kommt es häufig zu mikrovaskulären Thrombosen, sekundären Entzündungsprozessen in benachbarten Gefäßen, Gaseinschlüssen im Weichgewebe und bei fulminanten Verläufen zu Hämorrhagien [Keller et al., 2018]. Prädisponierende Faktoren für die Entstehung einer nekrotisierenden Fasziitis sind Diabetes mellitus, Alkoholismus, Tumorerkrankungen, Immunsuppression, Neutropenie, Malnutrition und Infektionen mit dem HI-Virus, wobei sich ein insulinabhängiger Diabetes mellitus als häufigster Prädispositionsfaktor bei bis zu 70 Prozent der Patienten findet [Camino Junior et al., 2014)]. Im Gesichts- und Halsbereich tritt sie vergleichsweise selten auf, ist aber mit einer Mortalitätsrate von 30 Prozent die gefährlichste Infektion im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich, bei manifester Mediastinitis oder später chirurgischer Intervention beträgt die Mortalität bis zu 80 Prozent [Song et al., 2014]. Ursächlich für die nekrotisierende Fasziitis der Gesichts- und Halsweichteile ist meist eine vorangegangene odontogene Infektion, insbesondere der Unterkiefermolaren [Subhashraj, 2008]. In den meisten Fällen ist die submandibuläre Loge initiale anatomische Ausbreitungsregion [Juncar et al., 2016]. Von dort kommt es zu einer diffusen Progredienz in die angrenzenden Logen und Weichteile [Flynn et al., 2006]. Klinisches Erscheinungsbild der nekrotisierenden Fasziitis ist zunächst eine akute Ödembildung, einhergehend mit einer teigigen Schwellung und Rötung bei ausgeprägten Schmerzen. Mikrobiologisch betrachtet geht die nekrotisierende Fasziitis in den meisten Fällen von einer synergistisch wirkenden aerob/anaeroben Mischinfektion aus [Brook & Frazier, 1995]. Hierbei wurden fakultativ aerobe/ anaerobe grampositive Bakterien am häufigsten in Abstrichen identifiziert. In einigen Fällen gesellten sich fakultativ aerobe/anaerobe gramnegative Bakterien hinzu. Selten waren lediglich anaerobe gramnegative Bakterien im Situs präsent [Juncar et al., 2016]. Die zweite ursächliche Bakteriengruppe sind Gruppe-A-Streptokokken (GAS) [Andreoni et al., 2017]. Mit Blick auf den vorliegenden Patientenfall ist bei Berücksichtigung der nachgewiesenen Bakterienspezies von einer aerob/anaeroben Mischinfektion auszugehen. PD DR. DR. SVEN HOLGER BAUM, M.SC. Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen, Kliniken Essen-Mitte Henricistr. 92, 45136 Essen s.baum@kliniken-essen-mitte.de Foto: KEM DR. MED. THOMAS BERGMANN Leitender Oberarzt der Klinik für Thoraxchirurgie, Kliniken Essen-Mitte Henricistr. 92, 45136 Essen Foto: KEM DR. LIBOR HART, M.SC. Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen, Kliniken Essen-Mitte Henricistr. 92, 45136 Essen Foto: KEM, Evang. Kliniken Essen-Mitte DR. ALEXANDER-SIMON ENGEL, M.SC. Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen, Kliniken Essen-Mitte Henricistr. 92, 45136 Essen a.engel@kem-med.com Foto: Sascha Menge Foto: MKG KEM, Evang. Kliniken Essen-Mitte Abb. 6: Klinisches Abschlussbild 36 | ZAHNMEDIZIN
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