zm112, Nr. 21, 1.11.2022, (2060) FVDZ-HAUPTVERSAMMLUNG IN BONN „Wir sind nicht Notnagel für eine verkorkste Gesundheitspolitik!“ Wie sieht eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Zahnheilkunde aus? Darüber diskutierten Spitzenvertreter von Standespolitik und Wissenschaft zum Auftakt der Hauptversammlung des Freien Verbandes in Bonn. Sie sparten nicht mit harscher Kritik an der Politik – im Zentrum der Debatten stand das inzwischen verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG). Zwischen Vorsorgen und Versorgen – Wie sieht eine nachhaltige und gute Zahnheilkunde in der Zukunft aus?“ Zum Auftakt der Hauptversammlung diskutierten Vertreter des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) mit Spitzenvertretern der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) und dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) über Perspektiven der Berufsausübung. ES DROHT EINE ÄRA DER KOSTENDÄMPFUNG „Wir sind nicht mehr bereit, der Notnagel für eine verkorkste Gesundheitspolitik zu sein“, brachte es der FVDZBundesvorsitzende Harald Schrader auf den Punkt. Sowohl der Fachkräftemangel und die Digitalisierungswelle als auch die fehlende Unterstützung der Politik in der CoronaPandemie stellten die Zahnärzteschaft derzeit vor enorme Herausforderungen, die sie nicht allein stemmen könnten, sagte Schrader. Vor allem das am 20. Oktober verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sorgte für Beunruhigung: Die Politik lege damit die Axt an die Pfeiler, die das System der ambulanten Versorgung bisher tragen. Den tatsächlichen Wert der freiberuflichen Tätigkeit werde man vermutlich erst erkennen, wenn es keine freiberuflichen Praxen mehr gebe. Schrader verwies auf weitere Probleme für die Praxen wie Inflation und Energiekrise. „Wenn der Strom nicht bezahlt wird, werden die Lichter in den Praxen ausgehen.“ Die Kritik des KZBV-Vorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer am GKV-FinStG fiel heftig aus: „Jetzt hier Leistungen zu beschneiden – und noch dazu als Regierung, die sich im Koalitionsvertrag ‚ Nachhaltigkeit‘ und ‚ Prävention‘ auf die Fahnen geschrieben hat – ist mit Blick auf die mittel- und langfristige Stabilität der GKV-Finanzen völlig sinnfrei und mit Blick auf die Mund- und Allgemeingesundheit unverantwortlich“, sagte er. BEGRENZTES GELD BEDEUTET BEGRENZTE LEISTUNGEN Eßer: „Bei aller freiberuflichen Gemeinwohlorientierung der Heilberufe wird ein Grundsatz unverändert Gültigkeit behalten: Für begrenztes Geld wird es auch nur begrenzte Leistungen geben können!“ BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, betonte die große Bedeutung des Generalisten: „Es gibt nur eine Zahnheilkunde, die es zu bewahren Fotos: Jörn Wolter/FVDZ 38 | POLITIK
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